Axolotl
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Wer will mich?

Neuseelands Tierheime mit Axolotl-„Plage“

In Neuseeland entwickeln sich Axolotl zu einer richtigen „Plage“ in Tierheimen, wie der britische „Guardian“ berichtet. Tausende der herzig anzusehenden mexikanischen Schwanzlurche wurden in letzter Zeit in Haustierheimen abgegeben – Tendenz steigend. Schuld an dem Axolotl-Hype, den die Heime nun abfangen müssen, sollen „Minecraft“, TikTok und diverse Onlinespiele sein, so die Zeitung weiter.

Vor allem die doch recht hohe Lebenserwartung könnte bei manchem Kurzzeit-Axolotl-Fan zu einem Umdenken führen. Bei guter Haltung können die Tiere durchwegs zwei Jahrzehnte alt werden. Die Axolotl sind zudem äußerst regenerationsfähig – von Gliedmaßen bis zu Hirnarealen kann alles innerhalb einiger Wochen erneuert werden.

Emma Neale, die in Dunedin eine Amphibien-, Reptilien- und Tierrettung betreibt, sagte zu der Zeitung, sie habe jetzt 2.000 Axolotl in ihrer Obhut, nachdem letzte Woche 600 Tiere abgegeben wurden. Unerfahrene Besitzer hätten es versäumt, ihre Haustiere zeugungsunfähig zu machen, oder versehentlich Brutpaare zusammen in die Aquarien bzw. Tanks gegeben. Die Besitzer und Besitzerinnen wüssten dann nicht, was sie mit den gelegten Eiern anfangen sollen. So würden die Tiere immer mehr.

Ein Axolotl im Aquarium
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Ein Axolotl braucht viel Pflege und sollte nur in erfahrene Hände gegeben werden

Popularität durch Herzigkeit

„Sie können eine riesige Anzahl von Eiern produzieren“, so Alison Vaughan von der britischen Königlichen Gesellschaft zur Verhütung von Grausamkeiten an Tieren (RSPCA). Die Situation könne sehr schnell außer Kontrolle geraten, so Vaughan im „Guardian“ weiter. Axolotl gelten in ihrer Heimat Mexiko als vom Aussterben bedroht, werden aber häufig in Gefangenschaft gezüchtet.

Der Hype um die Axolotl wurde teilweise durch ihre Popularität im Netz vorangetrieben, wo ihre kleinen Gesichter mit einem von Menschen als Grinsen wahrgenommenen Mund gut für Memes und Videos geeignet sind, so der „Guardian“ weiter. Auf TikTok gingen die Axolotl-Zugriffe wegen ihrer Herzigkeit in die Milliarden.

Auch das populäre Onlinespiel „Axie Infinity“, bei dem man gegen Cartoon-Axolotls kämpft, tat ein Übriges für die „Axolotl-Mania“. Der vielleicht größte Beitrag zur Beliebtheit der Axolotl könnte jedoch von dem bei Kindern beliebten Spiel „Minecraft“ ausgehen. Dort wurden die Amphibien 2021 als Begleittiere eingeführt.

Ein Axolotl wird aus dem Wasser gehoben
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Ein Axolotl wird aus dem Wasser gehoben

„Keine einfachen Haustiere“

Google-Trendberichte seit 2021 zeigen, dass die Suche nach Axolotln damals ihren Höhepunkt erreichte, aber seitdem auf einem hohen Niveau geblieben ist, so der „Guardian“ weiter. Die Nachfrage im Tierhandel stieg voriges Jahr an. Fachleute warnten schon damals vor Axolotln als Haustieren für Kinder. „Sie sind keine einfachen Haustiere. Sie haben wirklich spezifische Bedürfnisse“, so Helen Beattie von der Organisation Veterinarians for Animal Welfare (dt.: Tierärzte für Tierwohl).

Neale sieht „Minecraft“ nicht allein verantwortlich für die hohe Anzahl an Axolotln, vielmehr führt sie den raschen Anstieg von Axolotln in Tierheimen auf eine unabsichtliche, aber unverantwortliche Zucht zurück. Axolotl gäben zwar ausgezeichnete Haustiere ab, doch die Besitzer müssten sich zuerst darauf vorbereiten und sich mit der Haltung – Futter und Pflege – beschäftigen, um den Tieren ein gutes Heim zu bieten.

Warnung vor Aufwand

Auch Danni Mokomoko, Leiter der Amphibien- und Reptilienrettung in der neuseeländischen Hauptstadt Wellington, sieht einen möglichen Zusammenhang mit „Minecraft“. Auch er wies im „Guardian" auf die speziellen Bedingungen hin. Viele Menschen würden den Aufwand nicht verstehen, den die Haltung bedeute. In den letzten Wochen hätten „Hunderte von Menschen“ wegen einer Axolotl-Adoption angefragt. Doch als sie über die richtige Ausrüstung und Behandlung informiert worden seien, sei das Interesse oft schlagartig geschwunden.