Metaller-KV-Verhandlungen in Wien
APA/Helmut Fohringer
Dichte Woche

Es wird ernst mit den Lohnverhandlungen

Zwischen Energiekrise, hoher Inflation und der sich deutlich einbremsenden Konjunktur loten Arbeitgeber und Gewerkschaften den Raum für Kompromisse aus. Spätestens nächste Woche wird man wohl einen Eindruck bekommen, wie hart die Herbstlohnrunde ablaufen wird: Die Metaller gehen in die zweite Runde, Handel und Beamte starten in die Verhandlungen.

Die dichte Lohnrundenwoche startet am Montag mit der zweiten Runde der Metaller. Sollte es dabei keine Einigung geben – was wahrscheinlich ist –, kündigten die Gewerkschaften PRO-GE und GPA Betriebsversammlungen schon für Mittwoch und Donnerstag an.

Der Beschluss wurde laut Gewerkschaften von rund 1.800 Betriebsrätinnen und -räten einstimmig gefasst. Das unterstreiche, dass die Forderung nach 10,6 Prozent mehr Lohn und Gehalt „mehr als berechtigt“ ist, so die Chefverhandler der Arbeitnehmerseite, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

Die Gewinne der Metallindustrie hätten sich von 2020 auf 2021 verdoppelt, ein Großteil davon, nämlich 80 Prozent, sei an Aktionäre und Eigentümer ausgeschüttet worden. Die Unternehmen könnten sich jetzt „nicht davor drücken, ein Stück des Kuchens abzugeben“.

Erste Runde für 549.000 Handelsangestellte

Schon am Dienstag geht es mit der ersten Verhandlungsrunde für die 549.000 Handelsangestellten weiter. Dabei wird die Gewerkschaft GPA ihre prozentuelle Forderung für die Lohn- und Gehaltserhöhung bekanntgeben. Klar ist für Chefverhandler Martin Müllauer, dass es keinen Abschluss unter der Inflation der vergangenen zwölf Monate von 6,9 Prozent geben kann. Zudem will die GPA einen Fixbetrag für Lehrlinge von 150 Euro und einen leichteren Zugang zur sechsten Urlaubswoche.

Dabei lehnt die GPA eine Einrechnung der Antiteuerungspakete der Regierung ab. Diese Forderung haben die Arbeitgeber der Metalltechnischen Industrie bei der laufenden Metallerlohnrunde aufgestellt, was auch dort von den Gewerkschaften abgelehnt wird.

Dass hohe Lohnabschlüsse die Teuerung weiter antreiben könnten – worüber sich auch Ökonomen nicht einig sind – verneinte GPA-Kollegin Helga Fichtinger. Denn bekanntlich hätten die Preise schon kräftig angezogen, bevor die Herbstlohnrunde überhaupt gestartet ist.

Auch Beamte starten

Nach den Metallern und den Handelsangestellten starten am Donnerstag auch die Gehaltsverhandlungen für den öffentlichen Dienst. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hat dafür die Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) zur ersten Runde eingeladen. Eine Einigung wird es dabei noch nicht geben. Zum Auftakt geben Wirtschaftsforscherinnen und -forscher eine Einschätzung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen.

GÖD-Vorsitzender Norbert Schnedl hatte im Vorfeld eine „nachhaltige Erhöhung“ und eine „dauerhafte Sicherung und Steigerung der Kaufkraft für alle öffentlich Bediensteten“ verlangt.

Lohnverhandlungen in Krisenzeiten

Die Herbstlohnrunde ist in vollem Gange ist. Die Metaller fordern wegen der hohen Teuerung ein Gehaltsplus von 10,6 Prozent. Und ab Dienstag feilscht auch der Handel über die Gehälter von rund 550.000 Beschäftigten. Auch hier soll der Abschluss über der Inflation liegen, fordert die Gewerkschaft.

Neben der außer Streit zu stellenden Inflation und dem Wirtschaftswachstum will die GÖD auch den „enormen Belastungsanstieg durch mehrere zu bewältigende Krisen“ berücksichtigt wissen. Konkret meint die Gewerkschaft damit etwa die Folgen der CoV-Pandemie und des Ukraine-Krieges, aber auch die „noch nie da gewesene Anzahl an Volksbegehren, die zu organisierenden Gemeinderats-, Landtags- und die Bundespräsidentenwahl“.

AUA: Gewerkschaft erhöht Druck

Ebenfalls am Donnerstag drohen zahlreiche Verspätungen und Flugausfälle. Die Gewerkschaft vida will wegen schleppender KV-Verhandlungen Betriebsversammlungen für das Bordpersonal abhalten. Die Arbeitnehmervertretung hat vom Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) dazu eine Streikfreigabe erhalten, berichtete der „Kurier“. Drei Verhandlungsrunden verliefen bisher erfolglos.

Das AUA-Management soll bisher eine Steigerung um 6,99 Prozent – die Durchschnittsinflation der ersten neun Monate – und das nur auf ein Jahr angeboten haben. Die Gewerkschaft will dagegen die Teuerung des ganzen Jahres, und das „nachhaltig“, also als dauerhafte Lohnsteigerung.