Putin: Teilmobilmachung vor Abschluss

Die Teilmobilmachung in Russland ist nach den Worten von Präsident Wladimir Putin auf der Zielgeraden. Innerhalb der nächsten zwei Wochen sei die Rekrutierung weiterer Soldaten abgeschlossen. Für eine weitere Mobilmachung gebe es keine Pläne, sagte Putin gestern bei einer Konferenz in der kasachischen Hauptstadt Astana.

Er sagte weiters, dass weitere „massive“ Angriffe auf die Ukraine „derzeit“ nicht notwendig seien. „Es gibt andere Aufgaben im Moment. Danach werden wir weitersehen.“ Man habe bei den Angriffen insgesamt 29 Objekte ins Ziel genommen. Davon seien sieben nicht wie geplant beschädigt worden. Das werde man nachholen, drohte Putin gleichzeitig.

Zur Frage eines möglichen Treffens mit US-Präsident Joe Biden am Rande des G-20-Gipfels in Indonesien im kommenden Monat sagte Putin, er sehe dafür „ehrlich gesagt keine Notwendigkeit“.

Berichte über Probleme halten an

Seit Wochen gibt es Berichte über Probleme bei der Teilmobilmachung der 300.000 Reservisten. Diese dürften anhalten, so Fachleute. Das Verteidigungsministerium habe „keine angemessenen Bedingungen geschaffen, um den Einsatz eingezogener Männer an der Front einzugliedern und zu verfolgen“, schrieb die Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) mit Sitz in Washington am Donnerstag.

Chaos bei Einsatzorten

Russische Militärreporter berichteten laut ISW, dass die Behörden mobilisierte Soldaten an verschiedene Einheiten entsandten, ohne deren Einsatzorte ordnungsgemäß zu dokumentieren. Daher hätten sich Familien bei der Militärführung beschwert.

Zudem würden Männer mit militärischer Erfahrung in Einheiten eingesetzt, die nicht ihren Fähigkeiten entsprächen. Nach Ansicht eines Reporters könnte das dazu führen, dass Mütter und Ehefrauen Menschenrechtsgruppen gründeten, die „Russland von innen heraus zerreißen werden“.

Zur Ausgleichung bedeutender Verluste hatte Putin im September eine Teilmobilmachung von 300.000 Soldaten angekündigt. Hunderttausende Männer sind vor der Einberufung ins Ausland geflohen. Die eingezogenen Soldaten werden nach Berichten oft ohne Ausbildung und schlecht bewaffnet an die Front geschickt.

Selenskyj: Reservisten sind „Kanonenfutter“

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kritisierte das Vorgehen. Die russischen Generäle verheizten die mobilisierten Männer auf diese Weise als „Kanonenfutter“, sagte Selenskyj in seiner aktuellen Videoansprache. Dennoch machten sie die Aufgabe für die ukrainischen Verteidiger schwieriger.