Rettungskräfte bei einem Kohlebergwerk in Amasra, Türkei
Reuters/Kemal Aslan
Grubenunglück in Türkei

28 Tote, viele Kumpel noch vermisst

Bei einer Explosion in einem Bergwerk im Norden der Türkei rund 300 Meter unter der Erde sind am Freitagabend mindestens 28 Kumpel gestorben, Dutzende werden noch vermisst. Während der Nacht wurde die Suche nach ihnen fortgesetzt. Rund 150 Menschen seien an den Such- und Rettungsmaßnahmen beteiligt, so das Gouverneursamt der Schwarzmeer-Provinz Bartin. In einem Bereich des Bergwerks brennt ein Feuer.

Nach Angaben der örtlichen Behörden gelang es mehr als 70 Einsatzkräften, etwa 250 Meter tief in das Bergwerk zu gelangen. Unklar war aber, ob sie weiter zu den eingeschlossenen Bergarbeitern vordringen können. Nach Angaben des türkischen Innenministers Süleyman Soylu befanden sich zum Zeitpunkt des Unglücks 110 Arbeiter in der Mine, davon 49 in einem gefährdeteren tieferen Teil.

Derzeit werde nach 15 Personen gesucht, sagte Energieminister Fatih Dönmez. Die meisten von ihnen befinden sich im Stollen des Bergwerks, wo immer noch ein Feuer brennt. „Es handelt sich zwar nicht um ein großes Feuer, aber um sicher dorthin zu gelangen, müssen das Feuer und das Kohlenmonoxidgas beseitigt werden“, so Dönmez. Vier oder fünf weitere Kumpel seien in Höhlen eingeschlossen.

Rettungskräfte bei einem Kohlebergwerk in Amasra, Türkei
Reuters/Kemal Aslan
Während der ganzen Nacht auf Samstag wurde nach den Vermissten gesucht

Erdogan will Rettungsmaßnahmen „koordinieren“

„Uns bietet sich wirklich ein trauriges Bild“, sagte Innenminister Soylu beim Besuch des Unglücksorts. In der Mine sei es zu teilweisen Einstürzen gekommen, die Belüftung habe ordnungsgemäß funktioniert. Er hatte zunächst auch behauptet, dass es keine Brände gegeben habe. Dem widersprach Energieminister Dönmez. Das Bergwerk gehört dem staatlichen Unternehmen Turkish Hard Coal Enterprises.

58 Bergarbeiter wurden laut Soylu gerettet. Einige musste im Krankenhaus behandelt werden. Präsident Recep Tayyip Erdogan kündigte auf Twitter an, er werde den Unglücksort am Samstag besuchen, um die Rettungsmaßnahmen zu „koordinieren“: „Unser Wunsch ist es, dass die Verluste an Menschenleben nicht noch höher sind und dass unsere Bergleute gerettet werden können.“

Türkei: Tote bei Grubenunglück

Bei einer Explosion in einem Kohlebergwerk in der Türkei sind mindestens 28 Menschen getötet und viele weitere verletzt worden. 49 Grubenarbeiter werden noch vermisst. Sie sollen in den tieferen Bereichen der Mine gearbeitet haben.

„Ich weiß nicht, was passiert ist“

Energieminister Dönmez geht ersten Erkenntnissen zufolge davon aus, dass sich in der Mine eine Schlagwetterexplosion durch die Entzündung von Methangas ereignet hat. Unter Schlagwetter versteht man im Bergbau ein Gasgemisch aus Methan und Luft. Die türkische Katastrophenschutzbehörde AFAD hatte zunächst erklärt, ein defekter Transformator habe die Explosion ausgelöst. Später zog die Behörde diese Aussage zurück und erklärte, in der Mine habe sich aus „unbekannten Gründen“ Methangas entzündet.

„Ich weiß nicht, was passiert ist“, zitierte die türkische Nachrichtenagentur Anadolu einen Bergmann, der die Grube unverletzt aus eigener Kraft verlassen konnte. „Es gab einen plötzlichen Druck und ich konnte nichts mehr sehen.“ In Fernsehbildern waren Hunderte Menschen zu sehen, die sich nahe dem Grubeneingang versammelt hatten.

Opposition: Warnungen ignoriert

Die lokale Staatsanwaltschaft behandelt den Vorfall als Unfall und leitete eine offizielle Untersuchung ein. Die größte Oppositionspartei, die sozialdemokratische CHP, teilte mit, die Behörden hätten einen Bericht des Rechnungshofs aus dem Jahr 2019 ignoriert, in dem vor der Gefahr einer Grubengasexplosion in dieser Mine gewarnt worden sei.

In den vergangenen Jahren gab es schwere Minenunfälle in der Türkei, teils wegen mangelhafter Sicherheitsvorschriften und der Missachtung dieser. 2014 starben bei einer Explosion in einer Kohlenmine in der Provinz Manisa in der Ägäis-Region insgesamt 301 Menschen. Die Tragödie löste Proteste gegen die Regierung des damaligen Ministerpräsidenten Erdogan aus. Fünf Verantwortliche der Grube wurden zu Haftstrafen verurteilt, die höchste betrug 22 Jahre und sechs Monate.