Äthiopische Regierung setzt Angriffe auf Tigray fort

Die äthiopische Zentralregierung will ihre Angriffe auf die Rebellenregion Tigray auch nach der Ankündigung von Friedensgesprächen fortsetzen. Ziel sei es, die Flughäfen der Region unter Kontrolle zu bringen, teilte die Regierung gestern mit. Damit sollten Hilfsorganisationen humanitäre Mittel in die Region bringen können. Die Regierung wies den Rebellen außerdem die Schuld dafür zu, dass der Konflikt seit Ende August erneut eskaliert ist.

Äthiopiens Militär liefert sich gemeinsam mit eritreischen Streitkräften immer wieder schwere Gefechte mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die mehr Autonomie für ihre ethnische Gruppe verlangt. Menschenrechtsorganisationen beklagen, dass es auf beiden Seiten zu schwerwiegenden Kriegsverbrechen und ethnischen Säuberungen gekommen sei. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge sind von den gut sieben Millionen Menschen in Tigray etwa 5,2 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen.

EU: Offensive einstellen

Die EU rief zur sofortigen Einstellung der gemeinsamen Offensive der äthiopischen und eritreischen Streitkräfte auf. In einer Erklärung forderte die Staatengemeinschaft den vollständigen Rückzug der eritreischen Truppen aus Äthiopien. Außerdem forderte sie die Tigray-Kräfte auf, weitere Militäreinsätze zu unterlassen und die Feindseligkeiten in den benachbarten Amhara- und Afar-Gebieten einzustellen.

In einer Pressekonferenz nach einem Außenministertreffen in Luxemburg sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell, die Situation sei noch nie so schlimm gewesen, sowohl in militärischer als auch in humanitärer Sicht.

Friedensgespräche verschoben

Die zunächst für den 8. Oktober geplanten Friedensgespräche zwischen der Regierung und der TPLF in Südafrika wurden auf unbestimmte Zeit verschoben. Am Sonntag hatten die Tigray-Rebellen in einer Mitteilung erneut bekräftigt, die Kampfhandlungen einstellen zu wollen. Gleichzeitig warf die TPLF den Regierungen von Äthiopien und Eritrea vor, einen Genozid an den Tigray zu planen.