Äthiopien: UNO-Hochkommissar Türk warnt vor Kriegsverbrechen

Der neue UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die Regierung im ostafrikanischen Äthiopien vor Kriegsverbrechen gewarnt. Die Luftangriffe und Artillerieeinschläge in der Region Tigray könnten die verheerende Lage von Zivilisten verschlimmern, sagte der österreichische Diplomat heute in Genf. Absichtliche Angriffe auf Zivilisten oder zivile Objekte seien nach internationalem Recht Kriegsverbrechen.

UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk
APA/Salvatore Di Nolfi

Die Zentralregierung in Addis Abeba hatte trotz der Ankündigung von Friedensgesprächen gestern weitere Angriffe verteidigt, um den Flughafen in der Region unter ihre Kontrolle zu bringen. „Die Zahl der Opfer unter der Zivilbevölkerung ist erschütternd“, heißt es in einer Erklärung des neuen UNO-Kommissars.

„Zutiefst beunruhigt über Gefahr einer Eskalation“

Die Ermittlung der genauen Zahl an Betroffenen sei schwierig, weil die Kommunikation in der Region oft unterbrochen sei. „Ich bin auch zutiefst beunruhigt über die erhebliche Gefahr einer Eskalation angesichts der anhaltenden Massenmobilisierung von Soldaten und Kämpfern durch verschiedene Konfliktparteien.“ Türk appellierte an alle Seiten, die Kämpfe zu beenden und an einem dauerhaften Frieden zu arbeiten.

Das äthiopische Militär kämpft zusammen mit Streitkräften aus dem Nachbarland Eritrea gegen die Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die mehr Autonomie für ihre ethnische Gruppe verlangt. Von den gut sieben Millionen Menschen in Tigray sind nach UNO-Angaben etwa 5,2 Millionen auf humanitäre Hilfe angewiesen. Türk hatte seine Arbeit gestern als Nachfolger der chilenischen Ex-Präsidentin Michelle Bachelet aufgenommen.