Umgang mit toten tunesischen Migranten löst Proteste aus

In der tunesischen Küstenstadt Zarzis haben Tausende gegen das Vorgehen der lokalen Behörden nach einem Bootsunglück protestiert. Rund 3.000 Menschen gingen während eines Generalstreiks am Dienstag in der Stadt im Südosten des Landes auf die Straße. Sie werfen den Behörden vor, tunesische Opfer eines Bootunglücks ohne Überprüfung und in Abwesenheit ihrer Familien auf einem Friedhof für unidentifizierte Geflüchtete aus dem Ausland beigesetzt zu haben.

Ende September war ein Boot mit Geflüchteten an Bord vor Tunesiens Küste gekentert. Fischer fanden später mehrere Leichen, die beigesetzt wurden. Aufgrund des landesweiten Unmuts haben die Behörden inzwischen DNA-Tests bei den Verstorbenen vorgenommen. Sie sollen im Beisein ihrer Familien erneut bestattet werden. Von mehreren Migranten fehlt nach dem Unglück aber noch jede Spur. Die Demonstrierenden forderten eine intensivere Suche nach ihnen. Das Boot war Behörden zufolge auf dem Weg nach Italien gewesen.

Vor allem junge Tunesierinnen und Tunesier sehen angesichts der sich zuspitzenden Wirtschaftskrise keine Perspektive mehr in ihrem Land. Immer mehr hoffen deshalb auf einen Neuanfang in Europa. Dem italienischen Innenministerium zufolge haben in diesem Jahr bereits knapp 76.000 Migrantinnen und Migranten Italiens Küste erreicht – im selben Zeitraum 2021 waren es gut 50.000.