Umstrittene Agentur AEI meldet Insolvenz an

Die Agentur für europäische Integration und wirtschaftliche Entwicklung (AEI), der Missbrauch von EU-Fördergeldern vorgeworfen wird, hat Insolvenz angemeldet. Erst Ende Juli war die Tätigkeit des Vereins Anlass für Nachschauen in Innen- und Finanzministerium. Nun wurde am Handelsgericht Wien ein Konkursverfahren eröffnet, berichtete der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) gestern.

Treuhandgesellschaften in Malta

Mehrere Beamte und Beamtinnen der Ressorts hatten bei der Agentur, die vor allem mit der FPÖ in Zusammenhang gebracht wurde, eine angebliche Nebenbeschäftigung angemeldet. Die Finanzbehörde von Malta hatte die österreichischen Kollegen über Treuhandgesellschaften zugunsten der Familie der AEI-Chefin informiert. Diese selbst sei als Treuhänderin eingetragen gewesen. Nach weiteren Analysen der „Kontoverdichtungen“ der AEI bestand der Verdacht, dass EU-Geld nach Malta transferiert wurde.

Nach den Razzien im Innen- und im Finanzministerium war der Gruppe die Befugnis für ihren eigentlichen Hauptzweck, das „Twinning“, entzogen worden. Dabei geht es im Wesentlichen darum, dass ein EU-Staat einen Beitrittskandidaten bei Reformen einschult. Vergeben werden die Aufträge von der EU-Kommission. Die Bilanzsummen der AEI stiegen zwischen 2017 und 2019 von 580.000 auf 15,5 Millionen Euro an. Dieser Anwuchs ist aktuell Gegenstand von Ermittlungen.

Ermittelt wird gegen führende Funktionäre der Agentur. Der AEI-Chefin und ihrem Projektpartner im Bundeskriminalamt sowie einer weiteren Person wird Untreue vorgeworfen. Dass es sich um eine FPÖ-nahe Agentur handeln soll, wird mit dem Umstand argumentiert, dass freiheitliche Funktionäre und schlagende Burschenschaftler im Aufsichtsrat säßen. Allerdings war die Geschäftsführerin auch Sprecherin des einstigen ÖVP-Staatssekretärs Alfred Finz. Dieser hatte im AEI ebenfalls Funktionen, zuletzt im Fachbeirat.