Gegen den Vorschlag zur Halbierung des Textangebots von ORF.at hat sich erst kürzlich der Österreichische Behindertenrat ausgesprochen, nun macht sich auch der Blinden- und Sehbehindertenverband Österreich (BSVÖ) gegen eine Reduzierung stark. „Die ‚blaue Seite‘ des ORF ist seit Jahren eine wichtige Informationsquelle für Menschen mit Behinderungen“, so BSVÖ-Präsident Markus Wolf in einer Aussendung.
In ORF.at werden täglich Nachrichten in Einfacher Sprache veröffentlicht. Der ORF sei – anders als private Medienhäuser – auch per Beschluss zur Umsetzung der EU-Richtlinie für audiovisuelle Mediendienste (AVMD) daran gebunden, barrierefreie Inhalte anzubieten und die Barrierefreiheit bis 2030 kontinuierlich auf 100 Prozent auszubauen, so Wolf.
BSVÖ wirbt für Petition
„Eine Reduktion der Inhalte würde also auch das barrierefreie Angebot drastisch einsieden“, heißt es in der Aussendung zudem. „Mit am Weg könnten Themenvielfalt und journalistische Freiheit ebenso verloren gehen.“ Der Verband verweist in der Aussendung zudem auf eine Petition einer Privatperson zum vollumfänglichen Erhalt der Seite.
Vor gut einer Woche hatte auch der Österreichische Behindertenrat die Petition, die bisher Tausende Unterschriften zählt, auf Twitter geteilt. „Erhalt von ORF.at in derzeitiger Form, Nein zur Halbierung des Textangebots der einzigen kostenlosen und barrierefrei zugänglichen Online-Nachrichtenseite in Österreich mit Nachrichten in Einfacher Sprache“, heißt es in dem Tweet. Der Behindertenrat vertritt als Dachorganisation von über 80 Mitgliedsorganisationen die Interessen von 1,4 Millionen Menschen mit Behinderungen in Österreich.
Verhandlungen über Digitalnovelle
Derzeit laufen Verhandlungen über eine Digitalnovelle für den ORF. ORF-Generaldirektor Roland Weißmann kündigte bei den Medientagen Ende September an, mit der Halbierung des Textangebots und einer Ausweitung des Videoangebots auf der „Blauen Seite“ (ORF.at) den Verlegern entgegenkommen zu wollen.
Der Verband Österreichischer Zeitungen (VÖZ) fordert seit Langem Einschränkungen auf der „Blauen Seite“. Unterstützung erhielt er von der Oppositionspartei NEOS. Mediensprecherin Henrike Brandstötter forderte gar eine Abschaffung der „Blauen Seite“.
Die Regierungsparteien sind sich noch nicht einig, ob und welche Beschränkungen es für ORF.at geben soll. Die grüne Mediensprecherin Eva Blimlinger lehnt eine Halbierung des Textangebots ab. ÖVP-Mediensprecher Kurt Egger sieht Veränderungen der „Blauen Seite“ als notwendig an, ohne konkreter zu werden.
Der Betriebsrat und die Redaktionsvertretung von ORF.at sehen in den Plänen zur Einschränkung des ORF.at-Textangebots einen Schaden für das Ansehen des ORF „als öffentlich-rechtliches Medium mit dem gesetzlichen Auftrag zur Grundversorgung“.