Ukrainischer Premier warnt vor „Migrationstsunami“

Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal hat angesichts der jüngsten russischen Luftangriffe auf sein Land vor einer großen Zahl weiterer Geflüchteter gewarnt. „Wenn es in der Ukraine keinen Strom, keine Heizung, kein Wasser mehr gibt, kann das einen neuen Migrationstsunami auslösen“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

Eine Frau in Kiev hält eine Kerze am Fenster nach einem Stromausfall
AP/Emilio Morenatti

Schmyhal warf Russland vor, es wolle die Ukraine durch Angriffe auf ihre zivile Infrastruktur „in eine humanitäre Katastrophe stürzen“. Der Ukraine solle ein kalter Winter beschert werden, in dem viele Menschen erfrieren könnten.

Angesichts dessen bat er um „mobile Ausrüstung zur Erzeugung von Strom und Wärme“ sowie um Anlagen zur Wasseraufbereitung. Treibstoff für die Generatoren sei „im Augenblick“ noch genug da, „aber wenn großräumig Strom und Heizung ausfallen, brauchen wir mehr“. Dann brauche sein Land auch „Stromimporte“ aus dem Westen. Zudem bat der Ministerpräsident Deutschland um rasche weitere Militärhilfe.

Warten auf neue Munition

Die Ukraine warte „ungeduldig“ auf neue Munition, die man „jetzt schon“ brauche, sagte Schmyhal. „Es geht buchstäblich um Tage.“ Auch Störsender seien nötig, um die täglich „zwanzig bis dreißig iranischen Kamikazedrohnen“ abzuwehren, die Russland gegen die Ukraine einsetze. Schmyhal lobte das neu gelieferte deutsche Flugabwehrraketensystem IRIS-T. Es sei mittlerweile im Einsatz und habe „schon sehr, sehr viele Menschenleben gerettet“.

Für den Wiederaufbau möchte Schmyhal das im Ausland eingefrorene russische Vermögen verwenden. Er sagte, die Schäden durch Russlands Angriff betrügen im Augenblick „mehr als 750 Milliarden“ Dollar. Zugleich gebe es eingefrorene russische Aktiva im Wert von 300 bis 500 Milliarden Dollar. „Wir sollten einen Mechanismus zur Beschlagnahme russischer Vermögenswerte entwickeln“, sagte er.