Schiffswrack Äpplet
Vrak Museum of Wrecks
„Einzigartiger Fund“

Schwesterschiff der „Vasa“ entdeckt

Meeresarchäologen haben in der Nähe von Stockholm ein untergegangenes Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Es handelt sich um das Wrack der „Äpplet“ (Der Apfel), des Schwesterschiffs der „Vasa“, der in Schwedens Hauptstadt ein eigenes Museum gewidmet ist. Das Wrack „Äpplet“ soll allerdings nicht zum Ausstellungsstück werden.

Die Entdeckung eines Wracks ist für Archäologinnen und Archäologen zumeist schon an sich ein Ereignis. Was vor fast einem Jahr vor Stockholm entdeckt wurde, war aber noch einmal besonders. Von einem „einzigartigen Fund“ sprach das Stockholmer Museum für Unterwasserarchäologie Vrak am Montag, als es die Entdeckung der Öffentlichkeit präsentierte.

Im Dezember 2021 war in einer Meerenge bei der Insel Vaxholm ein riesiges Schiffswrack entdeckt worden. Schnell war klar, dass es sich dabei um ein großes altes Kriegsschiff handelte. Zwar waren Teile der Seitenwände des Schiffes bereits abgefallen. Doch der Rumpf war ansonsten gut erhalten. Und die eingestürzten Seiten des Wracks wiesen Luken auf zwei unterschiedlichen Ebenen auf, was für das Vorhandensein von zwei Kanonendecks sprach.

Taucher bei Schiffswrack Äpplet
Vrak Museum of Wrecks
Im Dezember 2021 wurde das Wrack entdeckt und in der Folge genau untersucht

Hoffnungen wurden bestätigt

„Unser Pulsschlag beschleunigte sich, als wir sahen, wie ähnlich das Wrack der ‚Vasa‘ war“, sagte Jim Hansson, Meeresarchäologe bei Vrak. „Sowohl die Konstruktion als auch die gewaltigen Ausmaße kamen uns sehr bekannt vor. Die Hoffnung, eines der Schwesterschiffe der ‚Vasa‘ zu finden, wurde in uns geweckt“, so der Archäologe. Das Wrack der „Vasa“ war Mitte des 20. Jahrhunderts im Stockholmer Hafen wiederentdeckt worden. Es ist inzwischen in einem eigenen Museum ausgestellt und stellt eine der Besucherattraktionen der schwedischen Hauptstadt dar.

„Vasa“-Schwesterschiff vor Schweden entdeckt

Meeresarchäologen haben in der Nähe von Stockholm ein untergegangenes Kriegsschiff aus dem 17. Jahrhundert entdeckt. Es handelt sich um das Wrack der „Äpplet“ (Der Apfel), des Schwesterschiffs der „Vasa“, der in Schwedens Hauptstadt ein eigenes Museum gewidmet ist. Von einem „einzigartigen Fund“ sprach das Stockholmer Museum für Unterwasserarchäologie Vrak.

Die Hoffnungen der Archäologen waren also groß – und wurden nicht enttäuscht: Bei einer zweiten gründlichen Untersuchung im Frühjahr 2022 entdeckten sie bei mehreren Tauchgängen Details, die bisher nur von der „Vasa“ bekannt waren. Die Auswertung von Holzproben ergab überdies, dass das Eichenholz für das Schiff 1627 in der Gegend von Mälardalen, östlich von Stockholm, gefällt worden war – an der gleichen Stelle wie das Holz der „Vasa“ nur wenige Jahre zuvor.

Fund der Äpplet
Vrak Museum of Wrecks
Holzproben halfen dabei, die Herkunft des Wracks zu bestimmen

„Die Abmessungen, Konstruktionsdetails, Holzproben und Archivmaterial wiesen alle in dieselbe Richtung – erstaunlicherweise hatten wir das Schwesterschiff der ‚Vasa‘, die ‚Äpplet‘, gefunden“, sagte Patrik Höglund, der ebenfalls als Archäologe für Vrak arbeitet. Laut dem Museum steht nun fest, dass es sich bei dem Wrack tatsächlich um die „Äpplet“ handelt.

Drei Jahrzehnte im Dienst

Das 1629 vom Stapel gelaufene Kriegsschiff wurde von demselben Schiffbauer gebaut wie die „Vasa“. Während die „Vasa“ allerdings bereits bei ihrer Jungfernfahrt kurz nach dem Auslaufen gesunken war, blieb die „Äpplet“ mehrere Jahrzehnte im Dienst der schwedischen Marine. Das dürfte auch daran gelegen haben, dass Schiffbauer Hein Jacobsson aus Konstruktionsmängeln der „Vasa“ gelernt hatte und ihr Schwesterschiff etwas breiter baute.

Die „Äpplet“ war unter anderem Teil der Armada, die nach dem Kriegseintritt Schwedens in den Dreißigjährigen Krieg Richtung Deutschland fuhr. 1658 wurde das Kriegsschiff schließlich für seeuntüchtig erklärt. Ein Jahr später wurde die „Äpplet“ als Teil einer Unterwasserbarriere versenkt, die Feinde daran hindern sollte, Stockholm auf dem Seeweg zu erreichen.

Bleibt auf Meeresboden

Für die Archäologinnen und Archäologen von Vrak ist der nunmehrige Fund auch eine Bestätigung dafür, dass sich Ausdauer lohnt. Bereits vor drei Jahren hatten sie gehofft, das Wrack der „Äpplet“ entdeckt zu haben. Die beiden damals bei Vaxholm entdeckten Wracks stellten sich jedoch als zwei kleinere – und zwei Jahrzehnte jüngere – Schiffe heraus. Die Suche musste also weitergehen – und war schließlich von Erfolg gekrönt.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wollen jetzt in einem weiteren Schritt die Unterschiede in den Konstruktionen von „Vasa“ und „Äpplet“ untersuchen. „Damit können wir ein weiteres wichtiges Puzzlestück in der Entwicklung des schwedischen Schiffbaus hinzufügen“, so der Archäologe Hansson.

Die Öffentlichkeit wird sich – anders als bei der „Vasa“ – aber auch in Zukunft mit Fotos des Wracks begnügen müssen. Anders als ihr Schwesterschiff soll die „Äpplet“ nicht geborgen werden, sondern am Meeresgrund verbleiben. Ihr gehe es dort unten am besten, sagte Hansson. Und auch vor neugierigen Wracktauchern dürfte die „Äpplet“ bewahrt bleiben. In dem Gebiet, in dem sich das Wrack befindet, gilt ein Tauchverbot.