Metallverarbeitung in einer Fabrik
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Metaller-KV

Gegenseitige Vorwürfe nach dritter Runde

Ohne merkliche Annäherungen ist am Montag die dritte Runde der Verhandlungen über den Kollektivvertrag (KV) in der Metalltechnischen Industrie zu Ende gegangen. Zwar besserte die Arbeitgeberseite ihr Angebot leicht nach. Für die Arbeitnehmervertreter ist das aber weiterhin nicht genug. Die Gewerkschaften wiederholten ihre Streikdrohungen.

Nach sieben Stunden wurde die dritte Verhandlungsrunde ohne Ergebnis unterbrochen, wie die Gewerkschaften PRO-GE und GPA am Abend in einer Aussendung mitteilten. Damit dürfte auch durch die Nachbesserungen der Arbeitgeberseite keine merkliche Bewegung in die Verhandlungen gekommen sein.

Die Arbeitgeber hatten ihre Nachbesserung vor Beginn der Verhandlungsrunde angekündigt: Laut dieser soll es zwar beim ursprünglichen Angebot einer Erhöhung der Ist-Löhne und -gehälter um 4,1 Prozent bleiben. Dazu stellten die Arbeitgeber aber eine Erfolgsbeteiligung in Aussicht, die bis zu 2,2 Prozent der Lohn- und Gehaltssumme ausmachen könne. Die Arbeitgeber sehen darin eine Brutto-KV-Erhöhung von bis zu 6,3 Prozent und ein „deutlich verbessertes Angebot“.

Metaller rüsten sich für Warnstreiks

Die dritte Runde der Metallerverhandlungen in der Wiener Wirtschaftskammer führte immer noch zu keinem Konsens: Die Arbeitgeber haben zwar bei ihrem Angebot nachgebessert, aber für die Gewerkschaft ist es dennoch eine „Verhöhnung der Arbeitnehmer.“ Am 3. November wird noch einmal verhandelt. Sollte es dabei keine Einigung geben, sind Warnstreiks angekündigt.

Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie (FMTI), sprach von einer „deutlichen und realen Kaufkraftstärkung der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“ durch das „angebotene Gesamtpaket“. Er wies einmal mehr daraufhin, dass „durch die Antiteuerungspakete der Bundesregierung bereits zwischen 50 und 100 Prozent der erhöhten Teuerung abgegolten wurden“. „Die Gewerkschaften zeigten allerdings keinerlei Bereitschaft, von ihrer überzogenen Forderung abzurücken“, zeigten sich die Arbeitgeber in einer Aussendung enttäuscht.

Gewerkschaft holt Streikfreigabe ein

Unverständnis herrschte freilich Montagabend auch auf der anderen Seite. Die Gewerkschaften PRO-GE und GPA hielten weiterhin an ihrer Forderung nach einem Plus von 10,6 Prozent fest. Das Angebot der Arbeitgeber blieb für sie inakzeptabel. „Jetzt wird es sehr ernst. Die nächste Runde mit dem FMTI wird entscheiden, ob ein Arbeitskampf notwendig wird. Das Angebot der Arbeitgeber liegt weiterhin bei 4,1 Prozent und ist eine Verhöhnung der Beschäftigten“, so die Chefverhandler aufseiten der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, Rainer Wimmer (PRO-GE) und Karl Dürtscher (GPA).

Bei den rund 400 Betriebsversammlungen mit über 65.000 Teilnehmenden in der vergangenen Woche wurden bereits klare Streikbeschlüsse von den Belegschaften gefasst. Nun holen die Gewerkschaften PRO-GE und GPA auch die Streikfreigabe für die gesamte Metallindustrie beim Österreichischen Gewerkschaftsbund (ÖGB) ein, geht aus der Aussendung der Arbeitnehmervertreter hervor.

Die Streikmaßnahmen würden die gesamte Metallindustrie betreffen, „also auch die Betriebe und Standorte der Gießereiindustrie, der Nichteisenmetallindustrie, des Bergbaus, der Stahlindustrie, der Wärmeversorgung oder der Fahrzeugindustrie“, hieß es. „Es liegt allein an den Arbeitgebern, in den Verhandlungen am 3. November Streiks noch zu verhindern“, so Wimmer und Dürtscher.

Andere Rahmenbedingungen im Vorjahr

Wie bereits im Vorjahr stehen damit auch heuer die Zeichen erneut auf Konfrontation. 2021 war die vierte Verhandlungsrunde ergebnislos abgebrochen worden. Es folgten Warnstreiks, bevor in der fünften Runde schließlich ein Abschluss erzielt wurde: Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bekamen drei Prozent mehr Lohn und Gehalt auf ihren Kollektivvertrag, die Ist-Löhne (also die Realeinkommen über dem KV) stiegen um 3,55 Prozent brutto. Der Mindestlohn legte auf 2.089,87 Euro brutto zu.

Die Rahmenbedingungen waren damals allerdings deutlich anders. Die Arbeitnehmer waren mit einer Forderung von plus 4,5 Prozent in die Verhandlungen gegangen, die Arbeitgeber boten ursprünglich 2,2 Prozent mehr Lohn und Gehalt brutto. Die Inflationsrate der vergangenen zwölf Monate – traditionell die Verhandlungsbasis neben dem Produktivitätszuwachs – lag bei 1,89 Prozent. Heuer liegt sie bei 6,3 Prozent.

Die Metalltechnische Industrie mit ihren 1.200 Unternehmen aus den Industriezweigen Maschinenbau, Anlagenbau, Stahlbau, Metallwaren und Gießerei besteht nach Eigenangaben zu mehr als 85 Prozent aus Familienbetrieben und ist für ein Viertel aller heimischen Exporte verantwortlich.