Das Netzwerk Klimajournalismus hat einen Entwurf für einen Klimakodex formuliert. Er soll als Richtlinie für eine „angemessene, klare und konstruktive Berichterstattung zur Klimakrise“ dienen, wie es in der Präambel zum Kodex heißt.
Bei einer Veranstaltung gestern im Presseclub Concordia in Wien wurde die Initiative vorgestellt und diskutiert. Details sollen in den kommenden Monaten mit Vertreterinnen und Vertretern aus Redaktionen diskutiert werden.
„Es geht hauptsächlich darum, die Klimakrise als Dimension zu betrachten und nicht als Thema. Sie betrifft alle Bereiche unserer Gesellschaft und soll deshalb auch in allen Ressorts und bei allen Themen mit bedacht werden“, sagte Netzwerk-Sprecherin Verena Mischitz („Der Standard“), die gemeinsam mit Sandra Walder (APA) federführend für die Organisation des Kodex verantwortlich ist.
Rund 30 Journalistinnen und Journalisten aus unterschiedlichen Redaktionen sind Teil des Netzwerks Klimajournalismus, das vor zwei Jahren gegründet wurde.
„Kein Eingriff“ in redaktionelle Unabhängigkeit
Zu den sechs Punkten des Kodexentwurfs zählen eine akkurate Wortwahl und Bebilderung, die Abgrenzung vom Aktivismus und die Unterscheidung von Meinung und wissenschaftlichen Fakten sowie die Bereitstellung entsprechender Ressourcen und Strukturen. „Wir wollen nicht in die redaktionelle Unabhängigkeit eingreifen. Die redaktionelle Verantwortung liegt bei den Redaktionen“, soMischitz.
„Wir unterstützen dieses Anliegen, weil das Thema extrem wichtig ist. Man muss kein großer Zukunftsforscher sein, um behaupten zu können, dass es das Thema dieses Jahrhunderts ist“, sagte Johannes Bruckenberger, Chefredakteur der APA, die die Initiative unterstützt. Der Kodex könne dazu beitragen, das Bewusstsein für die Bedeutung der Klimaberichterstattung zu schärfen.
Klimatologie für Aufzeigen von Lösungen
Der Klimakrise werde in den Medien mehr und mehr Raum gegeben, freute sich Klimatologe Harald Rieder, der das Vorhaben ebenfalls unterstützt. Wesentlich sei, sowohl die Dringlichkeit zu verdeutlichen als auch „das Gefühl der Ohnmacht, das viele Menschen haben, zu bekämpfen und Lösungsansätze zu liefern“.
Es sei wichtig zu vermitteln, „dass der bisher beschrittene Weg uns nicht aus dieser Krise hinausführen wird, sondern tiefer hinein“. Gleichzeitig biete der Wandel „enorme Chancen“, so Rieder.
Parallelen zum Ehrenkodex der österreichischen Presse erkannte Alexander Warzilek, Geschäftsführer des Presserats. „Bei der Klimadimension ist es entscheidend, dass gewissenhaft und korrekt recherchiert wird und Information gewissenhaft und korrekt dargestellt wird“, sagte Warzilek. Der Kodex könnte eher ein Leitbild für Medien sein und nicht unbedingt etwas, das exekutiert werde.