Schwimmwesten und Bootswrack an der griechischen Küste
Reuters/Alkis Konstantinidis
UNO-Bericht

Seit 2021 rund 250 tödliche „Pushbacks“

Mehr als 5.600 Menschen sind seit Anfang 2021 auf der Flucht von Nordafrika nach Europa und auf Fluchtrouten innerhalb Europas ums Leben gekommen. Das teilte die UNO-Organisation für Migration (IOM) am Dienstag mit. Mindestens 252 Personen seien infolge von „Pushbacks“ getötet worden.

Die Zahl der Todesfälle sei sowohl auf den Fluchtrouten über das Mittelmeer als auch über Land im Vergleich zu den entsprechenden Vorjahreszeiträumen gestiegen. Von Anfang 2021 bis September 2022 registrierte die IOM 5.684 Todesfälle.

Dem Bericht zufolge ist die tödlichste Migrationsroute nach wie vor das zentrale Mittelmeer, wo seit Jänner vergangenen Jahres 2.836 Migranten, Migrantinnen und Flüchtlinge bei dem Versuch starben, Italien oder Malta zu erreichen, wobei sie hauptsächlich aus Libyen und Tunesien kamen.

Migranten schwimmen auf griechische Küste zu
Reuters/Dimitris Michalakis
Tausende Menschen sind seit 2021 auf ihrer Flucht nach Europa gestorben

Die IOM erhebt die Zahlen seit 2014 in ihrem „Missing Migrants Project“, in welchem vor „steigenden Zahlen von Todesfällen auf den Routen über das Mittelmeer, an den Landgrenzen zu Europa und innerhalb des Kontinents“ gewarnt wird.

Dunkelziffer vermutlich höher

Auch in anderen europäischen Grenzregionen, in Griechenland, auf dem westlichen Balkan und im Ärmelkanal, wurden dem Bericht zufolge steigende Zahlen von Todesfällen beobachtet. Seit 2014 seien mehr als 29.000 Menschen auf diesen Routen umgekommen. Bei einem Großteil, 17.000, habe nicht einmal das Heimatland festgestellt werden können. Unzählige Familien seien bis heute im Ungewissen, was mit ihren Verwandten passiert ist.

Die Forscher und Forscherinnen räumten jedoch ein, dass ihre Zahlen wahrscheinlich zu niedrig angesetzt sind, da es schwierig sei, Informationen über „unsichtbare Schiffswracks“ zu sammeln und zu bestätigen – also Boote, die ohne Zeugen und Zeuginnen auf See verschwinden.

Zaun an der Landgrenze zwischen Griechenland und der Türkei
Reuters/Alexandros Avramidis
Viele Staaten versuchen durch Grenzen, Flüchtlinge und Migranten von der Flucht abzuhalten

IOM: Viele vermeidbare Todesfälle

Viele der Todesfälle hätten durch prompte Hilfeleistung vermieden werden können, schreibt die IOM. Die meisten der Identifizierten stammten aus Syrien, gefolgt von Marokkanern und Algeriern. Unter Berufung auf Überlebende berichtet die IOM, dass mindestens 252 Menschen umkamen, weil sie von Vertretern europäischer Behörden in „Pushbacks“ dahin zurückgedrängt worden seien, wo sie herkamen.

Auf der Route von Libyen über das Mittelmeer nach Europa seien 97 Menschen deshalb umgekommen, im östlichen Mittelmeer 70, an der türkisch-griechischen Landesgrenze 58, im westlichen Mittelmeer 23 und an der Grenze zwischen Belarus und Polen vier. Die IOM geht davon aus, dass die wahren Zahlen auch hier deutlich höher liegen.

„Pushbacks“ sind sowohl nach internationalem als auch nach EU-Recht rechtswidrig, da sie gegen das Recht auf Asyl und gegen den Grundsatz verstoßen, wonach niemand an einen Ort zurückgeschickt werden darf, an dem ihm tatsächlich Verfolgung, Folter oder Lebensgefahr droht.