NGO: Sicherheitskräfte im Iran schießen auf Protestierende

Iranische Sicherheitskräfte haben auf Demonstrierende im Iran geschossen, die sich zum Ende der 40-tägigen Trauerzeit zu Tausenden in der Heimatstadt der in Polizeigewahrsam gestorbenen Kurdin Mahsa Amini versammelten. „Die Sicherheitskräfte setzten Tränengas ein und schossen auf dem Sindan-Platz im Stadtzentrum von Saghes auf Menschen“, schrieb die in Oslo ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw nun auf Twitter.

Trotz verstärkter Polizeipräsenz strömten heute Trauernde nach Saghes in der westlichen Provinz Kurdistan, um Amini auf dem Friedhof am Ende der traditionellen Trauerzeit Respekt zu erweisen. Viele von ihnen skandierten „Tod dem Diktator“, wie online verbreitete Videos zeigten.

Laut der iranischen Nachrichtenagentur Fars riefen rund 2.000 Menschen „Frau, Leben, Freiheit“, den Slogan der Protestbewegung. Laut klatschend, schreiend und hupend drängten sich die Trauernden auf der Autobahn, die Saghes mit dem acht Kilometer entfernten Friedhof verbindet. Die Echtheit der entsprechenden Aufnahmen wurde von Hengaw nach eigenen Angaben überprüft.

Behörden kappen Internet in Saghes

Das Internet der Stadt wurde laut einem Medienbericht aus „Sicherheitsgründen“ von den Behörden gekappt. Die Schulen in der kurdischen Provinz waren am Mittwoch geschlossen – offiziell wegen einer Grippewelle. Beobachter hingegen sagen, dass mit den Schließungen Proteste verhindert werden sollten. „Die Städte Sanandadsch, Saghes, Divandarreh, Mariwan und Kamjaran in der Provinz Kurdistan befinden sich im Generalstreik“, erklärte Hengaw auf Twitter.

In Teheran ging die Polizei unterdessen mit Tränengas auch gegen eine Demonstration von Ärzten vor. Die Mediziner demonstrierten gegen die Präsenz von Sicherheitskräften in den Kliniken, wo auch Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Proteste behandelt werden.