Kanye West
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US-Schuhgigant

Kanye West aus Gebäude eskortiert

US-Rapper Kanye West kommt derzeit nicht aus den Schlagzeilen: Wegen antisemitischer Äußerungen beendete erst kürzlich der Sportartikelhersteller adidas die Zusammenarbeit mit dem Musiker. Dieser tauchte nun unangemeldet im Hauptsitz des Schuhproduzenten Skechers auf – und wurde umgehend aus dem Gebäude eskortiert.

Skechers gilt als einer der weltgrößten Sportschuhhersteller. Der Hauptsitz liegt im US-Bundesstaat Kalifornien. Einen Tag nachdem adidas Kanye West wegen antisemitischer Äußerungen vor die Tür gesetzt hatte, erschien der Grammy-Preisträger, der seinen Namen in Ye geändert hatte, „unangemeldet und ohne Einladung“ bei Skechers, wie das Unternehmen in der Nacht auf Donnerstag mitteilte.

„In Anbetracht der Tatsache, dass Ye unerlaubte Filmaufnahmen gemacht hat, haben zwei Skechers-Führungskräfte ihn und seine Gruppe nach einem kurzen Gespräch aus dem Gebäude begleitet“, heißt es in einer Erklärung des Unternehmens. „Skechers zieht eine Zusammenarbeit mit West nicht in Betracht und hat auch nicht die Absicht, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagte das Unternehmen. „Wir verurteilen seine jüngsten spaltenden Äußerungen und tolerieren weder Antisemitismus noch irgendeine andere Form von Hassrede.“

Skechers-Bürogebäude
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Was West genau in der Skechers-Zentrale wollte, ist unklar

Israels Staatsoberhaupt Jizchak Herzog zeigte sich am Mittwoch über die Kritik an dem Rapper erleichtert. „Deshalb bin ich objektiv gesehen als Israeli, als Jude, als Mensch sehr erfreut. Ich bin sehr erfreut über diese überwältigende Reaktion auf die Kommentare von Kanye West“, sagte Herzog dem US-Sender CNN. „Die Geschichte lehrt uns, dass es in der Regel damit beginnt, Juden zu hassen.“

Instagram und Twitter vorübergehend gesperrt

Der Instagram-Account des Rappers, der wegen der antisemitischen Kommentare gesperrt worden war, wurde am Dienstagabend wieder freigeschaltet. Eine neue Nachricht, die einen Screenshot einer Textnachricht zeigte, die von einem Kontakt in einer hochrangigen Anwaltskanzlei zu stammen schien, gab an, wann der Rapper seine Herstellung von Kleidung und neuen Schuhdesigns wieder aufnehmen könne.

West war in diesem Monat sowohl von Instagram als auch von Twitter zumindest vorübergehend gesperrt worden. Auf beiden Plattformen hatte er unter anderem antisemitische Kommentare gepostet. Auch seine Ex-Frau Kim Kardashian hatte sich jüngst gegen jegliche Art von Antisemitismus gewandt. Am Montag hatte sich West für seine Tweets entschuldigt. Doch am Dienstag gab adidas bekannt, die Zusammenarbeit mit ihm aufzulösen.

„Die jüngsten Äußerungen und Handlungen von Ye sind inakzeptabel, hasserfüllt und gefährlich“, hieß es in einer Mitteilung von adidas. Das Unternehmen dulde keinen Antisemitismus und auch keine andere Art von Hassrede. Auch andere Unternehmen haben angekündigt, die Zusammenarbeit mit Ye zu beenden, darunter Foot Locker, Gap, TJ Maxx, die Bank JPMorgan Chase und die Zeitschrift „Vogue“. Eine MRC-Dokumentation über ihn wurde ebenfalls gestrichen.

Adidas lobte vor Jahren Zusammenarbeit

Die Zusammenarbeit mit einem Künstler wie Kanye West dürfte für adidas immer eine besondere Herausforderung gewesen sein – für das Unternehmen war es zudem aber vor allem ein einträgliches Geschäft. Die Auflösung des Vertrags dürfte die Firma wirtschaftlich nun empfindlich treffen. „Angesichts der starken Saisonalität des vierten Quartals dürfte sich das kurzfristig mit bis zu 250 Millionen Euro negativ auf den Nettogewinn des Unternehmens im Jahr 2022 auswirken“, teilte adidas dazu mit.

Adidas arbeitete seit 2013 mit Kanye West zusammen, seit 2016 hat die Partnerschaft eine neue Grundlage erhalten. Damals nannte adidas die Zusammenarbeit „die bedeutendste Partnerschaft aller Zeiten“ zwischen einem Sportartikelhersteller und einer Persönlichkeit jenseits des Sports. „Kanye ist ein echter Creator, der Dinge sieht, die andere nicht sehen“, hatte das damalige adidas-Vorstandsmitglied Eric Liedtke sich zitieren lassen.

Donald Trump und Kanye West, 2018
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West gilt als Unterstützer von Ex-US-Präsident Donald Trump

Nächtliche Twitter-Tiraden

Kanye West ist einer der prägendsten US-Künstler der vergangenen Jahrzehnte. In seinem Debüt „The College Dropout“ vermengte West 2004 Soulsamples und Gospel. Auf „Graduation“ wagte er drei Jahre später den Schulterschluss mit Pop, House und Indierock. Mit „808s & Heartbreak“ etablierte er 2008 den bis heute omnipräsenten Auto-Tune-Effekt. Auf seinem Album „Ye“ von 2018 setzte West sich schließlich intensiv mit seiner bipolaren Störung auseinander, über deren Schübe er auch mit US-Talker David Letterman sprach.

Trotz dieser psychischen Probleme werden Wests – umstrittene bis justiziable – Äußerungen immer wieder öffentlich diskutiert. So zum Beispiel nächtliche Twitter-Tiraden gegen Kim Kardashian, der er Untreue vorwarf. Dann sorgte West 2020 mit einer – schon wegen nicht eingehaltener Regularien – aussichtslosen Bewerbung für das US-Präsidentenamt für Aufsehen. In schusssicherer Weste hielt der Rapper damals einen ausschweifenden egozentrischen Monolog, bei dem er schließlich in Tränen ausbrach. West gilt eigentlich als Unterstützer des ehemaligen Präsidenten Donald Trump.

Zuletzt provozierte der 45-Jährige dabei nicht nur mit seinen antisemitischen Äußerungen, sondern auch mit einem Slogan gegen die „Black Lives Matter“-Bürgerrechtsbewegung in den USA. Anfang Oktober hatte er bei der Pariser Modewoche mit dem T-Shirt-Aufdruck „White Lives Matter“ für wütende Reaktionen gesorgt. Antirassismus-Organisationen stufen den Satz als rassistische Reaktion auf „Black Lives Matter“ ein, die sich gegen Gewalt gegen Schwarze einsetzt. Immer wieder versteigt West sich auch in Verschwörungstheorien.