Einsatzkräfte am Tatort
Reuters/Carlos Barria
Attacke auf Pelosis Ehemann

Furcht vor weiterer Gewalt vor Midterms

Nachdem ein Einbrecher dem Ehemann der demokratischen US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi am Freitag mit einem Hammer einen Schädelbruch zugefügt hat, mehren sich in den USA die Sorgen vor weiterer Gewalt im Vorfeld der anstehenden Midterm-Wahlen am 8. November. Demokraten und Republikaner äußerten sich zur Attacke schockiert.

Der 82-jährige Paul Pelosi war zu Hause gewaltsam von einem Angreifer überfallen worden, der ihn „mit dem Tod bedrohte, während er verlangte, die Vorsitzende des Repräsentantenhauses zu sehen“, erklärte Nancy Pelosis Sprecher Drew Hammill am Freitag (Ortszeit). Paul Pelosi wurde demnach nach dem Angriff in ein Krankenhaus gebracht.

Dort sei er wegen eines Schädelbruchs und schwerer Verletzungen an seinem rechten Arm und seinen Händen erfolgreich operiert worden, fügte Hammill hinzu. „Seine Ärzte erwarten eine vollständige Genesung.“ Nancy Pelosi – als Vorsitzende des Repräsentantenhauses eine der mächtigsten Politikerinnen des Landes – hielt sich zum Zeitpunkt des Einbruchs nicht in San Francisco auf, sondern in Washington.

Mit Hammer mehrfach auf Pelosi eingeschlagen

Als Polizisten am Tatort eintrafen, habe der Täter vor den Augen der Beamten mehrfach mit einem Hammer auf Paul Pelosi eingeschlagen. Der Angreifer wurde in der Folge überwältigt und festgenommen. Dem 42-jährigen David DePape werden unter anderem versuchter Mord, Angriff mit einer tödlichen Waffe und Einbruch zur Last gelegt, wie Polizeichef Bill Scott sagte. Das Motiv des Mannes ist noch unklar.

Nancy Pelosi und ihr Ehemann Paul
Reuters/STAR MAX/John Nacion
Nancy Pelosi mit ihrem Ehemann Paul Pelosi vor etwa einem Monat in New York

Angreifer soll „Wo ist Nancy?“ gerufen haben

Der Sender CNN berichtete, Paul Pelosi habe auf seinem Telefon selbst den Notruf gewählt. Er habe dabei zwar den Angriff nicht direkt melden können, die Mitarbeiterin der Notrufhotline habe aber das Geschehen im Hintergrund gehört und die Polizei gerufen. Medienberichten zufolge wollte der Täter Paul Pelosi festbinden und warten, bis seine Frau zurückkommt.

Medienberichte der „New York Times“ und der „Washington Post“ legten in ihren Berichten den Verdacht nahe, dass es der Angreifer auf Nancy Pelosi direkt abgesehen haben könnte. Der Angreifer habe demnach mehrfach „Wo ist Nancy?“ gerufen, hieß es unter Berufung auf Behördenvertreter.

Aufgebrochenes Fenster am Haus der Pelosis
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Der Einbrecher brach ein Fenster auf, um sich zum Haus der Pelosis Zugang zu verschaffen

Rechtsextremer Hintergrund?

Wie US-Medien, darunter das „Wall Street Journal“ („WSJ“), berichteten, soll der mutmaßliche Täter in der Vergangenheit auf Onlineplattformen rassistische Beiträge verfasst haben, darunter einige, die die Ergebnisse der Wahl 2020 infrage stellten, den republikanischen Ex-Präsidenten Donald Trump verteidigten und anlässlich der Pandemie Verschwörungstheorien von QAnon aufgriffen.

Der Verdächtige befinde sich noch im Krankenhaus, sagte Polizeichef Scott auf einer Pressekonferenz. Er könne das mutmaßliche Motiv für die Tat noch nicht öffentlich bekanntgeben. „Das war keine zufällige Tat“, so Scott, „das war Absicht“.

Ehemann von Nancy Pelosi mit Hammer attackiert

Der Ehemann der US-Politikerin Nancy Pelosi ist nach Angaben eines Sprechers überfallen worden. Freitagfrüh sei ein Angreifer in die Residenz der Pelosis in San Francisco eingebrochen und habe den 82-jährigen Paul Pelosi mit einem Hammer angegriffen, teilten die Behörden am Freitag mit.

Pelosi häufig Ziel verbaler Attacken

Die Demokratin Pelosi ist häufig Ziel verbaler Attacken der politischen Rechten in Amerika. Ex-Präsident Trump nennt sie seit Jahren immer wieder „Crazy Nancy“ („Verrückte Nancy“) und machte sie über die Jahre zu einer Hassfigur für seine Anhängerinnen und Anhänger.

So suchten bei der Erstürmung des US-Kapitols am 6. Jänner 2021 Trumps Anhängerinnen und Anhänger nach Pelosi und verwüsteten ihr Büro. Sie versuchte unterdessen von einem sicheren Ort aus, den Schutz des Gebäudes zu organisieren, wie jüngst veröffentlichte Videos zeigten. Im aktuellen Wahlkampf für die Kongresswahlen greifen radikale Republikaner ihre Gegner gezielt für ihre angebliche Nähe zu Pelosi an.

Medien vor dem Haus der Pelosis
Reuters/Carlos Barria
Journalistinnen und Journalisten vor dem Haus der Pelosis in San Francisco – der Bereich um das Haus wurde von der Polizei abgesperrt

Biden: „Verabscheuungswürdig“

Der Angriff sorgte für schockierte Reaktionen. US-Präsident Joe Biden sagte bei einem Wahlkampfauftritt in Philadelphia, dass auch die Kapitol-Angreifer damals „Wo ist Nancy?“ gerufen hätten. Er machte die Republikaner für die Verrohung des politischen Klimas in den USA verantwortlich.

„Was lässt uns denken, dass eine Partei über gestohlene Wahlen reden kann, und dass Covid eine Lüge ist – und das keinen Einfluss auf Leute haben wird, die vielleicht nicht so ausgewogen sind“, sagte der Präsident. „Es gibt zu viel politische Gewalt, zu viel Hass.“

Prominente Republikaner verurteilten Attacke

Am Freitag verurteilten Trumps Vizepräsident Mike Pence und der Minderheitsführer im Senat, Mitch McConnell, als prominente Republikaner die Attacke. Der Minderheitsführer im Repräsentantenhaus, Kevin McCarthy, soll privat Kontakt zu Pelosi aufgenommen haben. Trump postete bei seiner Twitter-Kopie Truth Social, äußerte sich aber nicht zu dem Angriff.

Der republikanische Gouverneur des Bundesstaates Virginia, Glenn Youngkin, wurde für seine Äußerungen zur Attacke bei einem Wahlkampfauftritt für die Kongresskandidatin Yesli Vega kritisiert. „Es gibt nirgendwo Platz für Gewalt – aber wir werden sie zurückschicken, damit sie mit ihm in Kalifornien sein kann“, sagte Youngkin mit Bezug auf Pelosi und ihren Mann. Den Republikanern werden gute Chancen beigemessen, bei der Wahl die Mehrheit im Repräsentantenhaus zurückzuerobern. Pelosi dürfte dann in Ruhestand gehen.