Blick auf Innsbruck von Berg
ORF.at/Ákos Heves
Höchstwerte im Bergland

Oktober endet auch ungewöhnlich warm

Außergewöhnlich warm – so zeigte sich hierzulande der Oktober nicht nur über weite Strecken, so geht er auch zu Ende. Am Wochenende erreichen die Temperaturen bisweilen sommerliche Werte, und das sogar mancherorts in den Bergen. Die Wärme ist aktuell einem ausgeprägten Hochdruckgebiet über Westeuropa geschuldet. Doch die Temperaturen reihen sich auch in ein größeres – bedenkliches – Bild ein.

Seit 265 Jahren wird an Messstationen in Österreich die Temperatur systematisch und kontinuierlich gemessen. Und alle Zeichen deuten daraufhin, dass der Oktober heuer im Monatsmittel wärmer ausfällt als in jedem anderem dieser Jahre. Bereits Mitte der Woche erklärten Klimaforscher der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) den heurigen Oktober für das Tiefland als den wärmsten der heimischen Messgeschichte. Die Temperaturen, wie sie sich nun in den letzten Tagen des Monats präsentieren, bestätigen das noch einmal eindrücklich.

In vielen Teilen des Landes erreichte die Temperatur bereits am Samstag Werte jenseits der 20 Grad. Für Sonntag und Montag sind mancherorts Temperaturen jenseits der 25 Grad prognostiziert. Verantwortlich für diese tatsächlich ungewöhnlich hohen Werte ist laut ORF-Wetterredaktion eine großräumige Südwestströmung. Diese brachte extrem warme Luft aus Südwesteuropa auch nach Österreich.

Traisachersee
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Die bunten Blätter der Bäume passten dieser Tage nicht immer zu den Temperaturen

Infolge der Großwetterlage fallen Temperaturen in ganz Österreich für Ende Oktober ausgesprochen mild aus – auch wenn es noch einmal regionale Unterschiede gibt. Besonders warm ist es dort, wo kein Hochnebel die Sonne verdeckt. Das ist in diesen Tagen vor allem im Westen des Landes der Fall. Das kann im Flachland zu Temperaturunterschieden von rund sieben Grad führen.

Sommertag auf 1.000 Metern Seehöhe

Außergewöhnlich warmes Wetter herrscht jedenfalls auch in den Bergen. Bereits am Samstag seien im Bergland neue Oktober-Höchstwerte gemessen worden, so die ORF-Wetterredaktion. 25,1 Grad – und damit per definitionem ein Sommertag – waren es in Sulzberg in Vorarlberg auf rund 1000 Metern Seehöhe. Der alte Oktober-Höchstwert aus dem Jahr 2009 wurde um mehr als ein Grad übertroffen.

Auch rund 500 Meter höher machte sich die Wärme bemerkbar. An der ebenfalls in Vorarlberg gelegenen Wetterstation Laterns/Gapfohl stieg das Thermometer immer noch auf rund 21 Grad. Noch nie war es hier seit Messbeginn 2013 in einem Oktober wärmer als heute Nachmittag. Selbst am Brunnenkogel in Tirol, auf der höchsten Wetterstation Österreichs in rund 3400 Metern Höhe, gab es deutliche Plusgrade. Das sind Temperaturen, wie sie im Bergland sonst im Hochsommer vorkommen.

Wolken bedecken Tal
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Unten liegt Nebel – oben herrschen Temperaturen für kurze Ärmel: die Hohe Wand in Niederösterreich am Freitag

Entsprechend grün zeigen sich die Berge derzeit auch noch. Das wird sich aller Voraussicht nach auch in den kommenden Tagen nicht ändern. Das Hochdruckwetter wird sich laut den Prognosen noch ein paar Tage halten. Erst Mitte bzw. Ende der Woche könnte laut ORF-Wetterredaktion eine Kaltfront durchziehen und etwas Neuschnee bis knapp unter 2.000 Meter Höhe bringen. Liegen bleiben dürfte der aber kaum, zu warm ist noch der Boden.

Hitze im Südwesten Frankreichs

Die derzeitige Großwetterlage beschert nicht nur Österreich Temperaturen fast wie im Spätsommer. Auch in Teilen Deutschland werden Temperaturen um die 27 Grad erwartet, und in manchen Regionen Spaniens und Frankreichs kann überhaupt von einer Hitzewelle gesprochen werden. Im Südwesten Frankreichs waren für das Wochenende Temperaturen um die 30 Grad prognostiziert – Werte um bis zu fünf Grad über den jahreszeitüblichen Zahlen.

Weiterer Mosaikstein im Bild der Erderwärmung

Angesichts der aktuellen Energiekrise wird das warme Oktober-Wetter den europäischen Ländern wohl durchaus willkommen gewesen sein. Und für lange Herbstspaziergänge mögen sich viele kaum angenehmere Temperaturen vorstellen können. Nur von schönem Wanderwetter zu reden, gehe aber an der Realität vorbei, meinte ZAMG-Klimaforscher Marc Olefs diese Woche. Vielmehr müsse man auch vermitteln, dass die Temperaturen „das Symptom einer langfristigen katastrophalen Entwicklung“ seien.

Menschen in der Altstadt in Innsbruck
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Wetterlagen für sich lassen sich laut Meteorologen nicht mit dem Klimawandel begründen – eine auffällige Häufung aber sehr wohl

Auch der französische Wetterdienst sah die ungewöhnlichen Temperaturen in Frankreich im Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel. Vor dem Hintergrund der Erderwärmung würden Hitzewellen nicht nur häufiger und intensiver, sondern sie träten auch früher und – so wie in dieser Woche – später ein.

Laut Olefs haben an den außergewöhnlichen Temperaturen auch natürliche Schwankungen ihren Anteil. Aber die hohe Temperatur trüge „ganz eindeutig den Fußabdruck der menschengemachten Erderwärmung in sich und reiht sich auch langfristig in den immer wärmer werdenden Herbst ein“, so der Klimaforscher. Zwar wies der Herbst in den vergangenen Jahrzehnten den vergleichsweise geringsten Temperaturanstieg auf, doch von den vergangenen zehn Oktobern etwa lag nur einer unter dem Mittel der Jahre 1961 bis 1990.