Blumen in der Straße der Massenpanik
AP/Ahn Young-joon
Massenpanik in Seoul

Über 150 Tote, darunter auch ein Österreicher

Bei Halloween-Feiern in Seoul ist es Samstagabend zu einer schrecklichen Tragödie gekommen. Bei einem Massengedränge kamen nach jüngsten Angaben mindestens 153 vorwiegend junge Menschen ums Leben. Laut Außenministerium ist auch ein Österreicher unter den Toten. Weitere 82 Besucher seien verletzt worden, mehr als ein Dutzend von ihnen schwer. Präsident Yoon Suk Yeol ordnete eine gründliche Untersuchung und Staatstrauer an.

„Mit großer Bestürzung müssen wir den Tod eines österreichischen Staatsbürgers im Zuge der gestrigen Massenpanik in Seoul bestätigen“, teilte das Außenministerium in Wien Sonntagfrüh mit. Der Österreicher habe sich auf Besuch in der südkoreanischen Hauptstadt befunden. „Unsere Botschaft in Seoul ist mit den zuständigen Behörden und den Angehörigen in Österreich in Kontakt und wird sie bei allen weiteren Schritten unterstützen“, hieß es weiter.

Unter den Todesopfern der Massenpanik befanden sich laut Feuerwehr auch 22 Ausländer, das Innenministerium gab die Zahl mit 20 an. Die Opfer stammten den Angaben zufolge aus China, dem Iran, Russland, den USA, Frankreich, Australien, Vietnam, Usbekistan, Norwegen, Kasachstan, Sri Lanka, Thailand und Österreich. Mindestens 97 der Todesopfer seien Frauen gewesen, berichtete die nationale Nachrichtenagentur Yonhap.

Gedränge dürfte zu Massenpanik geführt haben

Das Massenunglück in der Millionenmetropole ereignete sich in einer engen, abschüssigen Gasse, als auf den Straßen des Viertels extremes Gedränge herrschte. Für die vorwiegend jungen Partygänger wurde die etwa vier Meter breite Gasse zur Falle, der sie offenbar nicht entkommen konnten. Zahlreiche Menschen seien auf den Boden gestürzt, während andere von oben nachgedrängt hätten, berichteten Augenzeugen. Alles sei sehr schnell passiert.

Rettungskräfte am Schauplatz
Reuters/Kim Hong-Ji
Hunderte Einsatzkräfte wurden in das beliebte Seouler Ausgehviertel gerufen

„Wie ein Dominoeffekt“

„Es war wie ein Dominoeffekt“, sagte ein junger Zeuge dem südkoreanischen Fernsehsender MBC. „Ich habe das Gleichgewicht verloren und bin ebenfalls hingefallen.“ Er habe nicht auf Liegende treten wollen. „Menschen waren bewusstlos und riefen nach Hilfe.“ In den ersten Berichten von der Unglücksstelle hieß es, viele Menschen hätten bei einem Massengedränge einen Herzstillstand erlitten. Rettungskräfte und Privatpersonen hätten versucht, sie wiederzubeleben.

Genaue Umstände noch unklar

Die genauen Umstände der Tragödie sind nach wie vor unklar. Augenzeugenberichten zufolge waren die Gassen rund um das Unglücksareal derart voll, dass sich die Rettungskräfte nur schwer ihren Weg durch die Menschenmassen bahnen und zu den Opfern vordringen konnten.

Auf Videos und Bildern, die in sozialen Netzwerken kursierten, waren Rettungskräfte zu sehen, wie sie bei mehreren Menschen Wiederbelebungsmaßnahmen durchführten. Andere Aufnahmen zeigten Helfende beim Versuch, Personen, die unter anderen Menschen eingeklemmt waren, zu befreien. Etwa 140 Rettungsfahrzeuge waren laut Yonhap im Einsatz. Das Gebiet wurde weitläufig abgesperrt.

Tote mit Plastikplanen bedeckt

Onlinevideos, die in sozialen Netzwerken kursierten, zeigten Dutzende Personen, die am Straßenrand liegend mit blauen Plastikplanen bedeckt waren. Die Leichen wurden in der Früh in eine Sporthalle transportiert, wo sie von Angehörigen identifiziert werden sollten. Bis zum Sonntagabend war die Identität der meisten Opfer bekannt. Die Behörden richteten eine Leitung für Vermisstenmeldungen ein.

Massenpanik in Seoul: Mehr als 150 Tote

Bei der Massenpanik in Seoul mit mehr als 150 Toten ist auch ein Österreicher ums Leben gekommen.

Das alljährliche Halloween-Fest ist eine der größten öffentlichen Feiern in Südkoreas Hauptstadt. Dieses Jahr fanden zum ersten Mal wieder größere Veranstaltungen zu dem Fest statt, nachdem die Pandemiemaßnahmen weitgehend gelockert wurden. Zehntausende Menschen zog es laut den Berichten ins Itaewon-Viertel, viele von ihnen in Halloween-Kostümen verkleidet.

Gedenken am Ort der Massenpanik
Reuters/Kim Hong-ji
Ein Mann beim Gedenken am Ort der Massenpanik

„Das ist wirklich schrecklich“

„Das ist wirklich schrecklich“, sagte Präsident Yoon in einer Rede an die Bürger am Sonntag. Solch eine Tragödie im Zentrum von Seoul hätte niemals passieren dürfen. Als Präsident, der für das Leben und die Sicherheit der Bürger verantwortlich sei, fühle er tiefe Trauer. Yoon, der auch den Unglücksort besuchte, erklärte laut Yonhap später den betroffenen Stadtteil zur speziellen Katastrophenzone. Dadurch soll unter anderem den Hinterbliebenen der Opfer und den Verletzten schneller Hilfe zugutekommen.

Weltweites Bestürzen

Die Tragödie rief weltweites Bestürzen hervor. US-Präsident Joe Biden erklärte, die USA stünden in dieser tragischen Zeit „an der Seite“ Südkoreas. „Wir trauern mit dem Volk der Republik Korea und wünschen allen Verletzten eine schnelle Genesung“, teilte er via Twitter mit.

Auch EU-Ratschef Charles Michel zeigte sich erschüttert über das Unglück. Sein tiefstes Mitgefühl gelte den Familien und Freunden der Opfer des schrecklichen Unfalls, schrieb der Belgier auf Twitter. Den Verletzten wünschte er eine rasche Genesung. „Die EU steht in Solidarität an Ihrer Seite.“

Ähnlich äußerte sich EU-Parlamentspräsidentin Roberta Metsola. Sie sei von den Nachrichten aus der südkoreanischen Hauptstadt Seoul schockiert. „Meine Gedanken sind bei den Familien und Freunden der Todesopfer und der Verletzten.“

Schallenberg bekundet Anteilnahme

Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) teilte – vor Bekanntwerden des österreichischen Toten in Seoul – via Twitter (im Original auf Englisch) mit: „Ich bin gerade aus Südkorea zurückgekehrt und zutiefst schockiert über die tragische Massenpanik in Seoul heute Abend. Meine Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und allen, die bei der Massenpanik verletzt wurden.“ Schallenberg hatte eben erst im Zuge einer mehrtägigen Reise Südkorea besucht.