100 Tote in Somalia: Terrormiliz bekennt sich zu Angriff

Bei dem schwersten Terrorangriff in Somalia seit rund fünf Jahren sind in dem ostafrikanischen Krisenstaat mindestens 100 Menschen getötet und 300 verletzt worden. Es sei zu befürchten, dass die Zahl der Opfer noch steige, sagte Präsident Hassan Sheikh Mohamud gestern beim Besuch des Tatorts. Selbstmordattentäter hatten gestern vor dem Bildungsministerium im Zentrum der Hauptstadt Mogadischu zwei Autobomben gezündet, wie die Polizei mitteilte. Der zweite Sprengsatz sei zur Explosion gebracht worden, als die Ersthelfer eingetroffen seien. Die islamistische Terrormiliz al-Schabaab reklamierte das Attentat für sich.

Konferenz gegen Terrorismus endete

Die meisten Opfer waren laut Polizei Zivilistinnen und Zivilisten. An dem Anschlag waren demnach vier Angreifer beteiligt. Zwei von ihnen hätten noch versucht, das Gebäude des Ministeriums zu stürmen, seien aber von Sicherheitskräften getötet worden. Der Zeitpunkt des Attentats scheine nicht zufällig gewählt worden zu sein, hieß es. Gerade sei eine dreitägige Konferenz der Regierung zu Ende gegangen, bei der es darum gegangen sei, den Kampf gegen den Terrorismus zu verstärken.

Die EU verurteilte die Tat von al-Schabaab. „Diese sinnlosen Angriffe auf unschuldige Zivilisten, darunter Frauen und Kinder, erinnern uns nur an die Barbarei der Gruppe gegenüber ihrem eigenen Volk und offenbaren die wahre Verlogenheit ihrer Absichten“, sagte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell.

Zerstörung nach Anschlag in Mogadischu
AP/Farah Abdi Warsameh

Offensive gegen Terrormiliz

Somalia, ein Land am Horn von Afrika mit etwa 16 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern, wird seit Jahren von Anschlägen und Gewalt erschüttert. Die sunnitische Terrorgruppe al-Schabaab kontrolliert weite Teile im Zentrum und Süden Somalias, das zu den ärmsten Staaten der Welt zählt. Die Terroristen kämpfen um die Vorherrschaft in dem Land und verüben häufig Angriffe auf die Zivilbevölkerung, Regierungsbeamte, Geschäftsleute sowie Journalistinnen und Journalisten. Seit mehreren Monaten geht die Regierung in Mogadischu mit einer militärischen Offensive gegen al-Schabaab vor. Mit Unterstützung von bewaffneten Clans und Zivilisten konnte das somalische Militär zuletzt große Gebietsgewinne erreichen.

Experten zufolge schließen sich viele junge Männer den Extremisten weniger aus religiöser Überzeugung als aus finanziellen Gründen an. Zudem greife die Miliz oft Dörfer an und zwinge die Bewohnerinnen und Bewohner, einen Treueeid abzulegen. Eine rund 22.000 Mann starke Truppe der Afrikanischen Union (AU) unterstützt die somalischen Streitkräfte im Kampf gegen die Terroristen.