Erneut Berichte über Gewalt gegen Protestierende im Iran

Im Iran sind die Proteste trotz Drohungen der Revolutionsgarden in vielen Städten gestern weitergegangen. Dabei setzen die Sicherheitskräfte am Wochenende nach Augenzeugenberichten wieder Gewalt ein.

Die Revolutionsgarden hätten bei einer Versammlung von Studentinnen und Studenten in der westlich gelegenen Stadt Sanandadsch Tränengas eingesetzt und aus Schusswaffen gefeuert, teilte die in Norwegen ansässige Menschenrechtsorganisation Hengaw mit. Videos zeigten Rauchwolken, während „Freiheit“-Rufe zu hören waren.

Im Iran gibt es seit sechs Wochen landesweite Proteste, die durch den Tod einer jungen Frau nach ihrer Festnahme durch die Religionspolizei ausgelöst worden waren.

Proteste an mehreren Universitäten

Laut der ebenfalls in Norwegen beheimateten Menschenrechtsorganisation Iran Human Rights (IHR) fanden erneut Demonstrationen an mehreren Universitäten statt, unter anderem in der Hauptstadt Teheran, in Masandaran und Maschhad. Demnach riefen die jungen Menschen dabei: „Tod dem Diktator!“.

Die Demonstrantinnen und Demonstranten setzten sich über eine Drohung des Anführers der mächtigen Revolutionsgarden, Hossein Salami, hinweg. Dieser hatte die Demonstrierenden gemahnt: „Geht nicht auf die Straße!“

Hengaw veröffentlichte ein Video, in dem Schüsse zu hören sind, und ein Mädchen mit einem blutigen, von Schrotkugeln gespickten Arm weint.

Rapper festgenommen

Am Wochenende wurde auch ein bekannter iranischer Rapper, Toomadsch Salehi, nach Kritik an der politischen Führung in Teheran festgenommen. Nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur TASNIM, die als Sprachrohr der einflussreichen Revolutionsgarden gilt, wird dem Musiker vorgeworfen, bei den anhaltenden Protesten Gewalt angezettelt zu haben. Offiziell hieß es, Salehi sei beim Versuch festgenommen worden, außer Landes zu fliehen.

Auf seinem Telegram-Kanal widersprach ein Onkel des Rappers dieser Version und äußerte Sorgen über dessen Verbleib. In den sozialen Netzwerken empörten sich viele über die Festnahme. Bereits vor einem Jahr war Salehi festgenommen worden. Damals kam er auf Kaution frei.