Getreideabkommen: Türkei will mit Moskau vermitteln

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar will am Abend mit seinem russischen Amtskollegen Sergej Schoigu wegen der Aussetzung des Getreideabkommens telefonieren. Die Getreideexporte aus der Ukraine müssten fortgesetzt werden, sagte Akar heute laut Angaben seines Ministeriums. Er sei auch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in Kontakt. „Die Aussetzung dieser Initiative wird niemandem etwas nutzen“, betreffe aber die ganze Menschheit, so Akar.

Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar
Reuters/Ints Kalnins

Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UNO geschlossene Abkommen aufgekündigt. Zur Begründung hieß es, die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der Initiative unterwegs seien, könne wegen eines ukrainischen Drohnenangriffs nicht mehr garantiert werden. Heute fuhren dennoch mehrere Schiffe in dem ausgehandelten Korridor. Nach Angaben des ukrainischen Infrasturministeriums haben zwölf Schiffe von Häfen des Landes abgelegt.

Das Abkommen hatte die monatelange Blockade der ukrainischen Getreideausfuhren infolge des russischen Angriffskriegs beendet. Ursprünglich sollte es am 19. November auslaufen – wäre aber, wenn keine Seite widersprochen hätte, automatisch verlängert worden.

„Gefährlicher und ohne Garantie“

Der Kreml nennt die ukrainischen Getreideexporte über das Schwarze Meer ohne russische Mitwirkung riskant. Wenn Russland sage, es könne die sichere Schifffahrt in diesem Seegebiet nicht garantieren, sei die internationale Vereinbarung über die Ausfuhren „nicht so leicht umzusetzen“. Das sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau nach Angaben russischer Agenturen. Die Getreideinitiative nehme dann „einen anderen Charakter an, viel riskanter, gefährlicher und ohne Garantie“.

Peskow sagte, Moskau sei bereit, die Empfängerländer zu entschädigen, die durch den russischen Ausstieg aus dem Abkommen weniger Getreide bekommen. Wie das praktisch aussehen werde, sei aber eine schwierige Frage.