UNO: Getreideabkommen bleibt in Kraft

Trotz einer von Russland angekündigten Aussetzung des Getreideabkommens mit der Ukraine kann der Export nach Lesart der Vereinten Nationen weitergehen. „Unser Verständnis ist, dass Initiative und Verpflichtungen auch während der Aussetzung der Teilnahme Russlands in Kraft bleiben“, sagte UNO-Nothilfekoordinator Martin Griffiths gestern bei einer Sitzung des Sicherheitsrates in New York.

Gestern seien zwölf Schiffe aus ukrainischen Häfen ausgelaufen. Zwei steuerten die Ukraine an, um Lebensmittel zu laden. Ob die UNO den Export der Getreidelieferungen auch auf lange Sicht ohne Russlands Teilnahme fortführen wollen, ist ungewiss.

„Vorübergehend“ eingestellt

Griffiths sagte, dass Russland sich von der Vereinbarung nicht zurückgezogen, sondern nur „vorübergehend“ seine Aktivitäten eingestellt habe. „Wir freuen uns darauf, sie (die Russische Föderation) so bald wie möglich wieder als vollwertige und aktive Teilnehmerin an der Erfüllung der Ziele, die wir entwickelt haben, willkommen zu heißen.“

Die Ukraine will den Getreideexport ohnehin fortsetzen. Sein Land werde fortfahren wie mit der UNO und Türkei vereinbart, so der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj.

Putin: Beenden Getreideabkommen nicht

Russland beendet nach Worten von Präsident Wladimir Putin das Getreideabkommen auch nicht. Moskau setze dieses nur aus, sagte der russische Staatschef bei einer Pressekonferenz.

Dennoch hatte das russische Verteidigungsministerium zuvor die Nutzung des Schiffkorridors als „inakzeptabel“ bezeichnet. Die Ukraine nutze den Sicherheitskorridor für militärische Einsätze gegen die Russische Föderation, hieß es. Die russische Armee verlangte daher „Zusagen“ von der Ukraine, den Korridor „nicht für militärische Zwecke zu nutzen“.

Russland hatte am Samstag das unter Vermittlung der Türkei und der UNO geschlossene Abkommen ausgesetzt. Zur Begründung nannte Moskau Drohnenangriffe Kiews auf seine Schwarzmeer-Flotte. Die Ukraine habe für diese Attacken den Schutz des Korridors ausgenutzt. Die UNO dagegen schlossen eine Beteiligung von Getreidefrachtern an dem angeblichen Drohnenangriff aus.

Türkei vermittelt

Die Türkei startete indessen einen Vermittlungsversuch. Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar und der russische Verteidigungsminister Sergej Schoigu haben russischen Angaben zufolge miteinander telefoniert. Akar sei auch mit dem ukrainischen Verteidigungsminister Olexij Resnikow in Kontakt, teilte das türkische Ministerium zuvor mit. „Die Aussetzung dieser Initiative wird niemandem etwas nutzen“, betreffe aber die ganze Menschheit, so Akar.

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