Massenpanik in Südkorea: Polizeichef räumt Fehler ein

Nach der Massenpanik in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul mit mehr als 150 Toten hat der nationale Polizeichef des Landes erhebliche Fehler eingeräumt. Die Polizei habe bereits vor dem Unglück bei Halloween-Feiern im wegen seines Nachtlebens beliebten Itaewon-Viertel von einer „großen Menschenmenge“ erfahren, was ein „dringender Hinweis auf Gefahr“ gewesen sei, sagte Polizeichef Yoon Hee Keun heute. Mit dieser Information sei aber „unzureichend“ umgegangen worden.

Eine Trauernde vor Blumen und Andenken für die Opfer einer Massenpanik in Seoul (Südkorea)
Reuters/Kim Hong-Ji

Am Samstagabend waren bei den ersten Halloween-Feiern in Itaewon seit Beginn der Coronavirus-Pandemie mindestens 156 überwiegend junge Menschen gestorben und etliche weitere verletzt worden. Rund 100.000 Menschen waren in der Gegend unterwegs. Da die Feiern aber nicht offiziell angekündigt worden waren, wurde die Menschenansammlung nicht systematisch von Sicherheitsexperten weder der Polizei noch örtlicher Behörden überwacht.

Trauer in Südkorea nach der tödlichen Massenpanik
Reuters/Heo Ran

Medien: Überwachungssystem war nicht im Einsatz

Für das Sicherheitsmanagement von Menschenmassen gelten in Südkorea eigentlich strenge Regeln. Das führt unter anderem dazu, dass bei Demonstrationen oft mehr Polizisten als Protestierende anwesend sind. Den Polizeiangaben zufolge wurden zu Halloween zwar 137 Beamte nach Itaewon entsandt. Allerdings waren bei einer Demonstration am anderen Ende Seouls, an der nur etwa 25.000 Menschen teilnahmen, Medienberichten zufolge 6.500 Polizeikräfte.

Die Stadtverwaltung von Seoul verfügt über ein Echtzeitüberwachungssystem für Menschenansammlungen, das mit Hilfe von Handydaten die Größe von Menschenansammlungen vorhersagen kann. Es war aber Medienberichten zufolge am Samstagabend nicht im Einsatz.