GB: Regierung rechtfertigt sich für überfülltes Auffanglager

Die britische Regierung ist wegen chaotischer Zustände in einem Auffanglager für ankommende Migrantinnen und Migranten in die Kritik geraten. In dem eigentlich nur für 1.600 Menschen ausgelegten Zentrum in der Grafschaft Kent halten sich derzeit mehr als doppelt so viele – nämlich geschätzt 3.500 – Menschen auf, wie der britische Staatssekretär für Einwanderung, Robert Jenrick, im Sky-News-Interview einräumte.

Die Regierung sei wegen einer anstehenden gerichtlichen Überprüfung kontaktiert worden. Jenrick sagte, das Lager solle „schnell wieder zu einem funktionierenden und mit rechtlichen Vorgaben im Einklang stehenden Zentrum“ werden. Ein junges Mädchen warf Medienberichten zufolge einen Brief in einer Flasche über den Zaun, demzufolge Schwangere und Kranke in dem Lager dringend Hilfe benötigten. Die Sorge vor einer Ausbreitung von Krankheiten war in den vergangenen Tagen gewachsen.

Braverman auf Lokalaugenschein

Auch außerhalb des Lagers läuft nicht alles nach Plan: Einem Bericht des „Guardian“ zufolge wurden am Dienstagabend rund ein Dutzend Asylsuchende, die in eine neue Unterkunft umgesiedelt werden sollten, ohne Informationen, Versorgung oder eine neue Adresse am Londoner Bahnhof Victoria sich selbst überlassen.

Die britische Innenministerin Suella Braverman, die das Lager in Kent heute besuchte, steht seit Tagen in der Kritik. So muss sie sich wegen verschiedener Brüche der ministeriellen Sicherheitsregeln rechtfertigen. Darüber hinaus werfen ihr viele vor, Hass und Hetze Vorschub zu leisten, indem sie von einer „Invasion“ an der südlichen Küste Großbritanniens spricht.

In diesem Jahr sind bisher mehr als 38.000 Menschen über den Ärmelkanal nach Großbritannien gelangt – deutlich mehr als im gesamten Vorjahr.