„Presse“-Chef Nowak entschuldigt sich nach Chataffäre

„Presse“-Chefredakteur und -Herausgeber Rainer Nowak hat sich bei den Leserinnen und Lesern der Zeitung entschuldigt. Vor Kurzem wurde bekannt, dass eine anonyme Anzeige rund um wohlwollende Berichterstattung und Interventionen für seine Partnerin bei der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) gegen ihn vorliegt. Sie dürfte zurückgelegt werden.

Tauschte sich mit Schmid zu ORF aus

Auch tauschte sich Nowak mit Ex-ÖBAG-Chef Thomas Schmid bezüglich einer künftigen Position in der ORF-Chefetage aus. So schrieb er etwa Anfang 2017 an Schmid, der damals Generalsekretär im Finanzministerium war: „Wobei, ORF-Chef geht schon“. Schmid reagierte mit zwei Daumen-hoch-Emojis und einer Faust, wie „Der Standard“ aus dem Bericht der WKStA zu Nowak zitierte.

Im März 2019 erkundigte sich Nowak bei Schmid, wie dessen Hearing für die Funktion des Alleinvorstands der Bundesbeteiligungsholding ÖBAG gelaufen sei. „Echt gut“, sagte Schmid, was Nowak sehr freute. Schmid daraufhin: „Jetzt du noch ORF-Chef"/"Alter – dann geht’s aber ab"/"Danke für alles“. Nowak reagierte mit: „Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen.“ Schmid: „Unbedingt.“ Nowak hielt dazu mittlerweile fest, dass es nie einen Deal mit dem Ex-ÖBAG-Chef gegeben habe.

Mit Nowak als ORF-Generaldirektor dürfte zudem die FPÖ ein Problem gehabt haben. Bekanntlich löste sich die ÖVP-FPÖ-Regierung bald darauf aber ohnehin auf. Mittlerweile ist Roland Weißmann mit vorwiegend Stimmen aus dem ÖVP- und Grünen-„Freundeskreis“ im ORF-Stiftungsrat an die Spitze des größten Medienunternehmens des Landes gelangt.

In dem Bericht ist auch die Rede davon, dass Meinungsforscherin Sabine Beinschab und Ex-Ministerin Sophie Karmasin Umfragen in der „Presse“ unterbringen wollten. Nowak lehnte das aber ab. Der Anwalt des „Presse“-Chefs, Johannes Zink, hielt dazu im „Standard“ fest, dass die Qualität der gelieferten Umfragen zu schlecht gewesen sei. Sein Mandant sei stets standhaft geblieben und habe diesen Versuchen in keinem einzigen Fall nachgegeben.

WKStA leitet kein Verfahren ein

Zink teilte auch mit, dass die WKStA von der Einleitung eines Verfahrens abgesehen habe und der Oberstaatsanwaltschaft empfahl, die Anzeige zurückzulegen. Eine Sprecherin der WKStA bestätigte lediglich, dass ein Vorhabensbericht zu der Anzeige vorgelegt wurde. Eine formelle Enderledigung gebe es bisher nicht.

In der Causa traf sich Nowak mittlerweile mit dem Redaktionsausschuss der „Presse“. Eine Redaktionsversammlung ist geplant. In der „Presse“-Ausgabe von heute wird berichtet, dass in der Redaktion bisher kein Hinweis auf eine etwaige Einflussnahme vorliege. Nowak wandte sich auch selbst an die Leserinnen und Leser. Dabei entschuldigte er sich für die „Tonalität und unangemessene Nähe“ der Chatverläufe.

Er sagte, dass die Vorwürfe ihn als Person beträfen und nicht die Redaktion der „Presse“. „Keiner der untersuchten Interventionsversuche fand in der Berichterstattung der ‚Presse‘ ihren Niederschlag. Ich kann Ihnen versichern, dass in dieser Zeitung Interventionen zu unserer Berichterstattung, wie sie in den Ressorts Politik und Wirtschaft immer wieder vorkommen, in der Chefredaktion zwar entgegengenommen werden, dort aber enden“, so Nowak.

Styria Media Group hält an Nowak fest

Die Eigentümerin der „Presse“, die Styria Media Group, hält an Nowak fest. So sagte Styria-CEO Markus Mair im Ö1-Mittagsjournal, dass er hinter Nowak stehe, auch wenn sein Verhalten das eines Chefredakteurs nicht würdig sei. Nowak habe „möglicherweise aus Eitelkeit oder falsch verstandener Ironie“ mit einem Beamten kommuniziert, „wie man es grundsätzlich nicht tun sollte“. Er habe mit dem „Presse“-Chefredakteur besprochen, dass so etwas nicht mehr vorkommen dürfe, so Mair.