Im Nordwesten des Iran haben „Sicherheitskräfte“ laut Augenzeugen das Feuer auf Demonstrierende eröffnet. Auch Tränengas sei gegen die Menschen eingesetzt worden. Diese gingen nach dem Tod einer Kurdin in ihrer Heimatstadt Mariwan auf die Straße, wie Augenzeugen heute weiter berichteten.
Die Demonstranten sollen bei den Protesten das Büro des Parlamentsabgeordneten der Stadt angegriffen haben. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Hengaw mit Sitz in Oslo wurden Dutzende Demonstranten verletzt. Auch Todesopfer wurden befürchtet. Die Angaben konnten nicht unabhängig überprüft werden.
Todesopfer als Auslöser
Auslöser der Proteste in der Stadt war der Tod einer Doktorandin gestern, die nach ihrer Teilnahme an Protesten getötet worden sein soll. Staatsmedien wiesen Vorwürfe zurück, „Sicherheitskräfte“ seien gewaltsam vorgegangen – wie bereits in den vergangenen Wochen, nachdem junge Menschen bei Protesten getötet worden waren. Seit Ausbruch der Proteste vor sieben Wochen hat der Tod von vielen jungen Menschen dazu geführt, dass Menschenmassen auch nach der traditionellen Trauerzeit von 40 Tagen auf die Straßen gehen.
Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini im September. Die Religionspolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Tausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem. In Kurdengebieten sollen „Sicherheitskräfte“ besonders hart gegen Proteste vorgehen.