Blum, Inhaberin eines Bestattungsunternehmens und liebende Mutter zweier Kinder, wird durch den Unfalltod ihres Mannes in den Grundfesten ihres Lebens erschüttert. Bald begreift sie, dass der vermeintliche Unfall ein Mord und ihr Mann schrecklichen Geheimnissen auf der Spur war. In ihrer Verzweiflung wird Blum zur gnadenlosen Rächerin – und ab Montag für sechs Folgen zur „Totenfrau“ in ORF1.
Nach dem gleichnamigen Besteller Aichners inszenierte Regisseur Nicolai Rohde die sechsteilige Thriller-Serie mit vielen Stars in den Nebenrollen. An der Seite von Anna Maria Mühe als Blum standen die österreichischen Schauspielerinnen und Schauspieler Michou Friesz, Robert Palfrader, Simon Schwarz, Gregor Bloeb, Andrea Wenzl und Gerhard Liebmann vor der Kamera.
Der Trailer zur „Totenfrau“
Rasante Schnitte, eine dynamische Kamera und eine Höllenmaschine, mit der die Hauptfigur durch Tirol rast: Die „Totenfrau“ lässt nichts anbrennen.
Wie ein Pferd, das durchgeht
In einem Interview anlässlich des Serienstarts mit dem ORF-„Studio 2“ spricht Aichner über sein erzählerisches Erfolgsrezept: Er setze die Leserschaft auf ein Pferd, dem er herzhaft auf das Hinterteil klopfe und das dann losgaloppiere, ohne dass es ein Entkommen gebe. Schriftstellerisch setzt er diesen Galopp mit einem Stakattofeuerwerk kurzer, prägnanter Sätze um, denen er oft genug nicht einmal ein Verb gönnt. Atemlosigkeit ist das Ziel, umgesetzt an der Grenze zur Schnappatmung.
Insofern ist die Verfilmung ein Test: Hält die Handlung dem stand, was im Schriftlichen die Textgattung verspricht? Das Analogon zu den kurzen Sätzen sind in der Serie: kräftige Farben, eine dynamische Kameraführung und schnelle Schnitte, wie man sie von anderen Netflix-Serien und auch Kinofilmen im Action-Thriller-Bereich kennt. Blum durchpflügt die Alpentäler mit einer Höllenmaschine.
TV- und TVThek-Hinweis
„Totenfrau: Im Reich der Toten“ läuft am Montag um 20.15 Uhr in ORF1.
„Totenfrau: Ein ganz großer Künstler“ läuft am Montag gleich danach um 21.04 Uhr ebenfalls in ORF1.
Auf der ORF-TVthek wird die „Totenfrau“ österreichweit als Livestream und nach der TV-Ausstrahlung für sieben Tage als Video-on-Demand (zwischen 20.00 und 6.00 Uhr) bereitgestellt.
Mörderische Entfaltung, nahe am Buch
Hauptdarstellerin Anna Maria Mühe wurde in Berlin geboren. Aichner streute ihr unlängst in einem Interview Rosen: „Ich bin wahnsinnig glücklich über diese Besetzung. Sie rast mit so viel Gefühl und Leidenschaft durch die Serie, dass es beinahe wehtut, zuzusehen. Sie leidet, hasst und liebt so, wie ich mir das beim Schreiben vorgestellt habe.“ Bei der Präsentation der Serie im Kino gab es denn auch viel Applaus für Mühe, wie auch für Aichner und Regisseur Rohde.
Laut Aichner habe Mühe „sehr viel Raum bekommen, um sich mörderisch zu entfalten“. Insofern sei er auch sehr froh darüber, dass es „eine Serie geworden ist und kein 90-minütiger Film“, wodurch es gelungen sei, dass die „Adaptierung außerdem nahe am Buch ist“. Dass Mühe das Motorrad nicht selbst gefahren hatte, wie sie nach der Vorstellung im Gespräch verriet, tut der Sache und dem Effekt keinen Abbruch. Und engagiert hat sie sich trotzdem: Sie ging extra für die Rolle in einem Tiroler Bestattungsinstitut „in die Lehre“.
Bernhard Aichner im „Studio 2“-Porträt
Der Tiroler Autor Bernhard Aichner hat seinen Durchbruch mit der „Totenfrau“ geschafft. Aber längst ist er auch für andere Werke bekannt.
Ambivalente Gefühle
Inhaltlich leben Serie wie Buch nicht zuletzt von den ambivalenten Gefühlen, die man gegenüber Blum – ihr Vorname Brünhilde spielt praktisch keine Rolle – entwickelt. Durch die psychische Innenschau bietet sie sich als Identifikationsfigur an, mit der man mitfiebert. Dazu gibt es auch viel Anlass – denn Blum gerät auch selbst unter Beschuss, sogar ein enges Familienmitglied wird entführt.
Aber will man sich mit einer Mörderin identifizieren? Bei anderen liegt die Sache klarer. Gregor Bloeb ist als Szenegastronom Pertl Puch ein arroganter Ungustl, und auch Simon Schwarz ist als zwielichtiger Pfarrer Herbert Jaunig kein Sympathieträger. Ganz anders verhält es sich mit Romina Küber als Dunja. Aber über ihre Rolle sei hier nichts verraten – das wäre schon zu viel des Spoilers.