Kabeltrommel bei Breitbandausbau
IMAGO/Rupert Oberhäuser
IT-Fachkräftemangel

Hürden bei Digitalisierung und Versorgung

Der Mangel an Fachkräften ist hinlänglich bekannt – der Österreichische Infrastrukturreport 2023 zeigt nun aber auf, wie viel potenzielle Produktivität durch das Fehlen von qualifizierten IT-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen verloren geht. Die Personallücke stellt demnach die größte Hürde bei der Digitalisierung dar und wirkt sich negativ auf die Versorgungssicherheit aus.

Gut 15 Prozent beträgt laut Modellrechnung das mögliche Produktivitätswachstum durch den Einsatz neuer digitaler Anwendungen, das wären auf Basis des BIP 2021 mehr als 61 Milliarden Euro. Das zeigt eine Modellrechnung des Infrastrukturreports 2023, der am Montag bei einem Symposium der Infrastrukturinitiative Future Business Austria (FBA) vorgestellt wurde.

Für den aktuellen Infrastrukturreport hat Peter Hajek Public Opinion Strategies eine Befragung von 240 Managern großer Unternehmen in Österreich durchgeführt – mehr als zwei von drei beklagten dabei, sie hätten zu wenige IT-Fachleute. 40 Prozent nennen fehlende IT-Mitarbeiter und 33 Prozent fehlende IT-Qualifikationen von bestehenden Mitarbeitern als größte Digitalisierungshürden.

Hoffnungen im Breitbandausbau

69 Prozent erwarten sich, dass das Anwerben ausländischer IT-Kräfte erleichtert wird, etwa durch die Reform der Rot-Weiß-Rot-Karte. Vom 5G-Breitbandausbau erhofft sich demnach jedes zweite Unternehmen mehr Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum und einen Stopp der Landflucht. 45 Prozent rechnen mit der Neuansiedlung von Unternehmen, 37 Prozent erwarten sich positive Beschäftigungseffekte.

Photovoltaikanlage aus Vogelperspektive
APA/EXPA/Johann Groder
In Österreich wird die Versorgungssicherheit nicht einheitlich gesteuert – Fachleute üben daran Kritik

Versorgungssicherheit im Fokus

Im Mittelpunkt des Reports stand die Frage, wie es um die Versorgungssicherheit des Standorts bestellt ist. Offenbar nicht zum Besten: Nur jeder zweite der befragten Manager glaubt, dass Österreich im internationalen Vergleich eine krisensichere Energieversorgung hat, nur etwas mehr als ein Drittel ist der Meinung, dass das Krisenmanagement ausreichend ist.

„Wir müssen die Infrastruktur- und Versorgungssicherheit in Österreich endlich umfassend monitoren, fundiert planen und integriert steuern“, sagte der Initiator von FBA und Mitautor des Reports, David Ungar-Klein. Helfen würde dabei die Etablierung der Position eines „Chief Infrastructure Officers“, so Ungar-Klein.

Ruf nach zentraler Koordination

Dieser wäre in einem Ministerium installiert und würde sich sektionsübergreifend mit Verantwortlichen in allen anderen relevanten Ministerien absprechen, sagte Ungar-Klein gegenüber dem „Kurier“. Denn derzeit sei nicht einmal die Frage geklärt, wer für eine gesamtheitliche Versorgungssicherheit zuständig sei. Klimaministerin Leonore Gewessler (Grüne) sei das nicht, sie sei nur für einen Bereich, für Energie, zuständig.

„In Österreich wird derzeit die Versorgungssicherheit noch nicht einheitlich gesteuert. Die versorgungskritischen Segmente sind in verschiedenen Ministerien beheimatet, eine Brückenfunktion besteht nicht“, bemängelte beim Symposium auch Karim Taga, Managing Partner bei der Unternehmensberatung Arthur D. Little. Er hält gleichfalls die Einberufung einer zentralen Koordinierungsstelle für notwendig.

Wie wichtig die Versorgungssicherheit ist, hat sich in den vergangenen Jahren mehrfach gezeigt – Coronavirus-Pandemie, stockende Lieferknappheit, nun die Energiekrise wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. Wenn Versorgungssicherheit nicht gegeben ist, breche Chaos aus, sagte Ungar-Klein.

Entwarnung bei Stromversorgung

Zumindest in einem betroffenen Punkt gab es am Montag leichte Entwarnung: Die Sicherung der Stromversorgung in diesem Winter wird eine Herausforderung, aber dass es zu wenig Strom geben oder gar zu einem Blackout kommen könnte, ist nach Ansicht des Stromnetzbetreibers Austrian Power Grid (APG) sehr unwahrscheinlich. Im realistischsten Szenario komme es „zu keiner einzigen Stunde zu einer Lastunterdeckung, also einer Situation, wo es zu wenig Stromangebot für die Stromnachfrage gebe“, sagte Energieministerin Gewessler (Grüne) heute.

Erst unter noch schwierigeren Rahmenbedingungen könnte es zu wenig Strom geben, aber „Lastunterdeckung heißt nicht, dass es zum Stromausfall kommt“, so Gewessler, man müsste dann lediglich den Verbrauch gezielt reduzieren. Der von der APG durchgeführte Stromstresstest zeige: „In keinem der Szenarien gibt es in Österreich ein erhöhtes Blackout-Risiko.“