Eingesperrtes Kind: Ermittlungen auch bei Jugendamt

Die Ermittlungen im Fall des Mädchens, das fast sein gesamtes Leben in einem Haus im Sauerland in Deutschland festgehalten worden sein soll, erstrecken sich laut Staatsanwaltschaft auch auf das Jugendamt. „Wir müssen auch beleuchten, ob das Jugendamt alles Notwendige getan hat, um den Fall aufzudecken“, sagte der Siegener Oberstaatsanwalt Patrick Baron von Grotthuss heute.

Wenn ein achtjähriges Mädchen mutmaßlich fast sieben Jahre lang in einem Haus versteckt werde, „stellt sich zwangsläufig die Frage, ob das Kind nicht früher hätte gefunden werden können“.

Laut WDR-Bericht hatten Hinweise „aus dem familiären Umfeld“ in diesem Sommer in Attendorn beim zuständigen Jugendamt des Kreises Olpe die Aufdeckung des drastischen Falls ins Rollen gebracht. Das Jugendamt hatte nach eigenen Angaben nach dem Hinweis eines Ehepaares im Juni 2022 eine Anfrage beim Bundesjustizministerium gestellt, das wiederum die italienischen Behörden kontaktierte – mit dem Ergebnis, dass der von der Mutter behauptete Umzug mit ihrer Tochter von Attendorn nach Italien 2015 nie stattgefunden hatte.

Beschuldigte „sehr geheim“ vorgegangen

Grotthuss sagte, der zentrale Hinweis sei nach bisherigen Erkenntnissen entweder aus dem Familienkreis oder aus der Nachbarschaft gekommen. Die Hinweisgeber seien offenkundig davon ausgegangen, dass Mutter und Tochter in Italien lebten und hätten Verdacht geschöpft, als sie diese dennoch sahen. Genauere Details wurden zunächst nicht bekannt.

Attendorn sei ländlich gelegen. „Auf dem Dorf weiß man, wer bei den Nachbarn ein und aus geht.“ Dass das Mädchen dort so lange Jahre nicht gesehen wurde, weist laut Oberstaatsanwalt darauf hin, dass die Beschuldigten „sehr geheim und sehr sorgfältig“ vorgegangen seien. Gegen Mutter und Großeltern wird wegen Freiheitsberaubung und Misshandlung von Schutzbefohlenen ermittelt.