Presse-Herausgeber Rainer Nowak
APA/Georg Hochmuth
Chataffäre

Nowak zieht sich aus „Presse“ zurück

Rainer Nowak tritt als Chefredakteur, Herausgeber und Geschäftsführer der „Presse“ „aus eigenem Wunsch“ zurück. Das teilte Nowak in einem gemeinsamen Statement mit der Styria Media Group am Freitag mit. Es gehe ihm „um klare, unmissverständliche Konsequenzen aus der aktuellen Debatte rund um öffentlich gewordene Chatprotokolle“.

Dieser Schritt geschehe vor allem, um „jeden Anschein von Befangenheit zu nehmen und die Unabhängigkeit der ‚Presse‘ als Tageszeitung zu wahren, die Redaktion der ‚Presse‘ und die Styria in der sehr emotional geführten Debatte vor Vorwürfen zu bewahren und um die Familie Nowaks vor weiteren unangebrachten Angriffen zu schützen“, hieß es in der Aussendung.

Aufsichtsrat und Vorstand der Styria sprachen Nowak ihren „großen Dank für dessen 25 Jahre unermüdlichen Engagements“ aus. Ihm sei es gemeinsam mit „Presse“-Geschäftsführer Herwig Langanger gelungen, das Medienhaus publizistisch weiterzuentwickeln, finanziell zu stabilisieren und auf Erfolgskurs zu bringen.

Am Montag hatte Nowak seine Funktionen als Chefredakteur und Herausgeber vorläufig ruhend gestellt. Die interimistische Leitung der Chefredaktion übernahm der bisherige Stellvertreter Florian Asamer. Die Styria Media Group ordnete eine interne Prüfung der Vorwürfe an.

„Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen“

Hintergrund des Rücktritts sind die bekanntgewordenen Chats mit dem damaligen Generalsekretär im Finanzministerium, Thomas Schmid, über eine mögliche Position in der ORF-Chefetage. Aus den in einem Bericht der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) enthaltenen Chatauszügen geht hervor, dass Nowak Ambitionen hegte, an die Spitze des ORF zu gelangen, wofür er sich offenbar Unterstützung von Schmid erhoffte.

So schrieb Schmid etwa: „Jetzt du noch ORF-Chef“/„Alter – dann geht’s aber ab“/„Danke für alles.“ Nowak reagierte mit den Worten: „Ehrensache. Jetzt musst du mir bitte beim ORF helfen.“ Schmid: „Unbedingt.“ Darüber hinaus gab Nowak Schmid Formulierungstipps für die Kommunikation mit seiner Redaktion.

Nowak hielt dazu fest, dass es nie einen Deal mit Schmid gegeben habe. Bei der ORF-Wahl im Sommer 2021 wurde dann auch Roland Weißmann zum Generaldirektor gewählt. Zudem stand die FPÖ Nowak offenbar kritisch gegenüber. In einer FPÖ-internen Chatgruppe über den ORF wurde er als „wesentlich feindseliger als (Alexander, Anm.) Wrabetz“ eingeschätzt. „Er ist nicht unser Freund“, hieß es in einer Nachricht.

Anonyme Anzeige wegen Personalwünschen

In einer anonymen Anzeige wurde zudem behauptet, Nowak habe für Jobs für seine Partnerin, Austro-Control-Geschäftsführerin Valerie Hackl, beim damaligen Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz und beim damaligen Medienminister Gernot Blümel (ÖVP) interveniert. Die Anzeige sagt ihm nach, er habe das mit der Berichterstattung über die Regierung verknüpft. Diese Anzeige war bereits vor etwa zwei Jahren eingegangen und steht laut Nowaks Anwalt vor der Zurücklegung.

Innerhalb der Redaktion führten die Chats laut Redaktionsausschuss der Zeitung „teilweise zu schweren Irritationen“. Der Redaktionsausschuss verwies darauf, dass „die rote Linie nicht erst mit strafrechtlich relevanten Handlungen überschritten wird und Kontakte mit politischen Entscheidungsträgern keinesfalls zur Durchsetzung persönlicher Eigeninteressen genützt werden dürfen“.

Nowak war seit 1996 für die „Presse“ tätig. 2012 stieg der gebürtige Innsbrucker zum achten Chefredakteur der Zeitung auf und folgte damit Michael Fleischhacker nach. 2014 gesellte sich die Funktion als Herausgeber und 2017 jene als Geschäftsführer hinzu. Rainer Nowak zeichnete damit vollumfassend für die inhaltliche Ausrichtung der „Presse“ verantwortlich. Nowak wurde 2006, 2011 sowie 2013 bis 2015 vom Branchenmagazin „Der Österreichische Journalist“ in verschiedenster Funktion zum Journalisten des Jahres und im Vorjahr überdies zum Medienmanager des Jahres gekürt.