ORF-Redakteure für Ausschreibung von Newsroom-Chefredaktion

Die ORF-Redakteurinnen und -Redakteure fordern als Reaktion auf die Chataffäre rund um den zurückgetretenen ORF-TV-News-Chefredakteur Matthias Schrom eine Neuausschreibung der drei Chefredakteursposten im multimedialen Newsroom. Das geht aus einer gestern im Rahmen einer Redaktionsversammlung beschlossenen Resolution hervor. Gefordert wird auch die Einführung eines regelmäßigen Medienmagazins im TV.

„Die Ereignisse der vergangenen Tage haben die Glaubwürdigkeit des ORF massiv erschüttert. Daher muss jetzt alles unternommen werden, das Vertrauen unseres Publikums wieder zurückzugewinnen“, hielt die News-Redaktion fest. Die Chataffäre – Schrom tauschte sich 2019 als ORF2-Chefredakteur mit Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache zur inhaltlichen Ausrichtung der ORF-Berichterstattung und Personalwünschen der FPÖ aus – müsse transparent und öffentlich aufgearbeitet werden. Den Rücktritt von Schrom begrüßen die ORF-Journalistinnen und -Journalisten.

Die Ausschreibung müsse unabhängig und extern begleitet und die Bestellung frei von politischer Einflussnahme im Konsens mit der Redaktion getroffen werden. „Wünsche und Begehrlichkeiten aus dem Stiftungsrat dürfen bei diesen Besetzungen keine Rolle spielen“, heißt es.

Parteien fordern Gremienreform

Nach dem Rückzug von Schrom und weiteren Chats aus einer internen FPÖ-WhatsApp-Gruppe hat sich nun die Politik zu Wort gemeldet. Grüne, SPÖ und NEOS forderten am Donnerstag eine Gremienreform, Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) zeigte sich jedoch zurückhaltend: Man arbeite derzeit an einer ORF-Digitalnovelle, eine Gremienreform sei im Regierungsprogramm nicht vorgesehen.

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Weißmann kündigt Ethikkommission an

ORF-Generaldirektor Roland Weißmann kündigte gestern in einem Schreiben an die ORF-Beschäftigten die Einrichtung einer Ethikkommission an. Die Kommission soll in Zusammenarbeit mit dem bereits bestehenden Ethikrat einen „Code of Conduct“ erarbeiten, der die bestehenden Verhaltensregeln zusammenfassen und gegebenenfalls Nachschärfungen vorsehen soll, heißt es darin.

Der Schwerpunkt solle dabei auf dem Umgang mit politischen Entscheidungsträgern und -trägerinnen im journalistischen Kontext liegen. Die Ereignisse der vergangenen Tage hätten die Frage nach möglichem politischem Einfluss auf den ORF und seine Berichterstattung aufgeworfen, so Weißmann in der Mitarbeiterinformation. „Wir können und werden nicht zulassen, dass diese Unabhängigkeit infrage gestellt wird“, hält er fest.

Auf die Resolution der Redakteurinnen und Redakteure geht Weißmann in seinem Schreiben nicht direkt ein. „Bei den anstehenden personellen Entscheidungen in der ORF-Information werde ich selbstverständlich darauf achten, dass ausschließlich nach sachlichen Kriterien und ohne jegliche externe Beeinflussung vorgegangen wird“, verspricht er.