Gewessler: „Klimakrise größte Herausforderung unserer Zeit“

Trotz der niedrigen Erwartungen an bahnbrechende Erfolge bei der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten sieht Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) die Veranstaltung weiterhin als guten Rahmen für Gespräche. „Es sitzen alle Länder am Tisch“, so Gewessler heute in Wien. Es gebe die Möglichkeit, die ganze Welt hinter dem Ziel des gemeinsamen Klimaschutzes zu vereinen. „Mit dieser Ambition fahre ich auch hin“, so Gewessler. Die EU habe dabei eine wichtige Vorbildfunktion.

Mit dem Klimapaket „Fit for 55“ will die EU ihre Treibhausgasemissionen bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 senken. Bis 2050 will man netto gar keine mehr ausstoßen. Und die Zeit dränge: „Die Klimakrise ist und bleibt die größte Herausforderung unserer Zeit. Das hat sich durch die Energiekrise nicht geändert, ganz im Gegenteil.“

„Aufholjagd“ bei Klimaschutz

Österreich habe in den vergangenen zweieinhalb Jahren laut Aussagen Gewesslers eine „Aufholjagd“ im Bereich Klimaschutz gestartet, „aber wir haben in den drei Jahrzehnten zuvor sicher zu wenig gemacht“. Industrie und Gesellschaft müssten noch stärker dabei unterstützt werden, einen klimaneutralen Pfad einzuschlagen. Dass hunderte Lobbyisten für klimaschädliche fossile Energien dieses Jahr laut Berichten bei der Konferenz teilnehmen, sieht Gewessler kritisch. Lobbyismus für Öl und Gas sei „fehl am Platz“.

Gewessler fliegt am Sonntag nach Ägypten und wird ab Montag als EU-Verhandlungsführerin bei den Gesprächen im Bereich „Adaptation“, den Anpassungen an den menschengemachten Klimawandel, auftreten. Dabei handelt es sich um Maßnahmen für bereits eingetretene oder noch erwartete klimatische Veränderungen. Der Fokus müsse in Ägypten laut Gewessler auf der Ausgewogenheit zwischen Verhandlungen zur Emissionsreduktion („Mitigation“) und der Anpassung an die bereits spürbaren Folgen („Adaptation“) liegen: „Wir müssen da die Balance halten.“

In diesem Jahr gehe es bei der Konferenz auch besonders darum, eine Zwischenbilanz der Fortschritte der Staatengemeinschaft zu ziehen. Wichtig seien die im Pariser Klimaabkommen ausverhandelten „Nationally Determined Contributions“, kurz NDCs, also national festgelegte Beiträge zum Klimaschutz. Der Großteil der Länder habe trotz Vereinbarung bisher keine nachgebesserten Klimaschutzziele vorgelegt.