Voruntersuchung gegen Kardinal wegen Missbrauchs

Der Vatikan hat eine Voruntersuchung gegen den französischen Kardinal Jean-Pierre Ricard wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs eingeleitet. Es werde noch ein leitender Ermittler gesucht, der die „notwendige Autonomie, Unparteilichkeit und Erfahrung“ habe, sagte Vatikansprecher Matteo Bruni gestern vor Journalisten.

Der 78-jährige Kardinal hatte sich diese Woche dazu bekannt, vor 35 Jahren eine 14-Jährige sexuell missbraucht zu haben. Die Justiz hat in dem Fall Vorermittlungen aufgenommen. Ricards Geständnis löste eine neue Schockwelle in der katholischen Kirche in Frankreich aus. Der Geistliche amtierte viele Jahre als Erzbischof von Bordeaux. 2006 ernannte ihn Papst Benedikt zum Kardinal.

Elf ehemalige Bischöfe beschuldigt

Die katholische Kirche Frankreichs hatte am Montag bekanntgegeben, dass elf ehemalige oder amtierende französische Bischöfe der sexuellen Gewalt oder des Nicht-Anzeigens mutmaßlichen Missbrauchs beschuldigt werden.

Nach Schätzungen einer Untersuchungskommission im vergangenen Jahr wurden in Frankreich seit 1950 etwa 330.000 Minderjährige von Priestern, Ordensleuten oder Mitarbeitern katholischer Einrichtungen sexuell missbraucht.