Mobbingvorwürfe auch gegen britischen Vizepremier Raab

Kurz nach dem Rücktritt von Minister Gavin Williamson wegen Mobbingvorwürfen verstärken ähnliche Beschuldigungen gegen ein prominentes Kabinettsmitglied den Druck auf den britischen Premierminister Rishi Sunak. Mehrere Medien berichteten gestern, dass sich Vizepremier und Justizminister Dominic Raab aggressiv gegen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verhalten habe. Raab habe in seiner ersten Amtszeit eine „Kultur der Angst“ im Justizministerium verbreitet, schrieb die Zeitung „Guardian“.

Mehreren Beamten und Beamtinnen sei angeboten worden, in eine andere Behörde zu wechseln, als der 48-Jährige im Oktober in seinen alten Job zurückkehrte. Die Zeitung „Mirror“ berichtete, Raabs hausinterner Spitzname laute „Verbrennungsanlage“, weil er Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen verbrenne.

Nach Informationen der Zeitung „Sun“ soll Raab aus Wut Tomaten durchs Zimmer geschleudert haben. Von den Medien zitierte Insider wiesen die Vorwürfe allesamt zurück. Der Minister sei lediglich „direkt“.

Labour: Vorwürfe „zutiefst beunruhigend“

Raab hatte unter dem früheren Premierminister Boris Johnson zuerst als Außenminister und später als Vizepremier und Justizminister gearbeitet. Er ist einer der engsten Verbündeten des neuen Regierungschefs Sunak und kehrte unter ihm auf beide Posten zurück.

Die größte Oppositionspartei Labour nannte die Vorwürfe „zutiefst beunruhigend“ und warf Sunak ein schlechtes Urteilsvermögen vor. „Mit jedem neuen Skandal und schmuddeligem Deal wird es immer offensichtlicher, dass er ein schwacher Anführer ist, der die Partei über das nationale Interesse stellt“, sagte Labour-Vize Angela Rayner. Sunak breche sein Versprechen einer integren Regierung.

Minister Williamson, der ohne Ressort Mitglied der Regierung war, war am Dienstagabend zurückgetreten. Sunak wies Vorwürfe zurück, er habe Williamson trotz Kenntnis der Mobbingvorwürfe ins Kabinett berufen.