WHO warnt vor Gesundheitsfolgen der Klimakrise

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hält den Klimawandel für die größte Gefahr für die Gesundheit der Menschheit. Forscher und Forscherinnen versuchen derzeit intensiv, die gesundheitlichen Folgen des Klimawandels zu berechnen.

Das sei jedoch äußerst kompliziert, denn die globale Erwärmung wirke sich vielfältig auf die Gesundheit aus, von den unmittelbaren Gefahren der Hitze und des extremen Wetters bis zu langfristiger Nahrungs- und Wasserknappheit, Luftverschmutzung und Krankheiten.

Die WHO schätzt, dass der Klimawandel zwischen 2030 und 2050 jährlich 250.000 zusätzliche Todesfälle durch Unterernährung, Malaria, Durchfall und Hitzestress verursachen wird, hieß es heute. Das gilt jedoch als „extrem konservative Schätzung“ der wahren Ausmaße, sagte Jess Beagley, politische Leiterin der NGO Global Climate and Health Alliance.

Nahrungsmittelknappheit droht

„Der Klimawandel multipliziert die Bedrohungen“, sagte Beagley. Fast 70 Prozent aller Todesfälle weltweit gehen auf Krankheiten zurück, die durch die globale Erwärmung verschlimmert werden könnten, heißt es in einem Bericht des UNO-Klimarates IPCC von heuer.

Auch Nahrungsmittelknappheit wird sich auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Fast hundert Millionen Menschen mehr waren im Jahr 2020 von schwerer Ernährungsunsicherheit bedroht als in den Jahren 1981 bis 2010, heißt es in einem Bericht von „The Lancet Countdown“ vom Oktober, einer führenden Initiative zur Berechnung der Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit.

Höhere Temperaturen begünstigen Gelsen und Co.

Extreme Dürre habe in den zurückliegenden 50 Jahren um fast ein Drittel zugenommen, schreibt „The Lancet“, wodurch Hunderte Millionen Menschen Gefahr liefen, keinen Zugang zu Trinkwasser zu haben. Von den 3,3 Millionen Todesfällen durch Luftverschmutzung 2020 hingen 1,2 Millionen direkt mit den Emissionen fossiler Brennstoffe zusammen, heißt es in dem Bericht weiter.

Wissenschaftler haben auch Alarm geschlagen, dass höhere Temperaturen Gelsen und andere Tiere, die Krankheiten übertragen, in neue Gebiete drängen. Die Hitze verschlimmere die Ausbreitung bestehender Krankheiten und erhöhe das Risiko für die Entstehung neuer Krankheiten wie Covid-19.

Malariasaison verlängert

Die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung mit Dengue stieg in den vergangenen 50 Jahren um zwölf Prozent, und in Teilen Afrikas hat sich die Malariasaison deutlich verlängert, heißt es im „Lancet Countdown“-Bericht.

Eine neue Plattform des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen und des Climate Impact Lab sagt voraus, dass die globale Erwärmung in einigen Teilen der Welt tödlicher werden könnte als Krebs.

Laut dem Worst-Case-Szenario der Forscher könnte der Klimawandel dazu führen, dass die Sterblichkeitsrate bis 2100 um 53 Todesfälle pro 100.000 Menschen weltweit steigt, wenn die CO2-Emissionen nicht schnell reduziert werden. Für die derzeitige Weltbevölkerung würde das 4,2 Millionen zusätzliche Todesfälle pro Jahr bedeuten.