Verteter bei Konferenz
AP/Nariman El-Mofty
„Müssen Gang zulegen“

Klimakonferenz offiziell verlängert

Die UNO-Klimakonferenz (COP27) ist nun offiziell bis Samstag verlängert worden. Das teilte die ägyptische Konferenzpräsidentschaft Freitagmittag in Scharm al-Scheich mit. Die Verlängerung sei notwendig, um die noch bestehenden Blockaden in den Verhandlungen zu überwinden. Kritik am derzeitigen Entwurf für die Abschlusserklärung kam unterdessen von Umweltorganisationen.

„Heute müssen wir erneut einen Gang zulegen, denn die Zeit ist nicht auf unserer Seite“, mahnte Konferenzpräsident Sameh Schukri mit Blick auf ungelöste Streitpunkte. Allerdings wandte er sich auch gegen weitere Verlängerungen. „Ich bleibe verpflichtet, diese Konferenz morgen in geordneter Weise zu einem Ende zu bringen“, sagte er. In einem ersten Entwurf für eine Abschlusserklärung sahen Fachleute noch viele Lücken.

Die Weltklimakonferenz mit etwa 34.000 Teilnehmern und Teilnehmerinnen sollte nach offiziellem Zeitplan am Freitagabend enden. Doch angesichts der festgefahrenen Beratungen war eine Verlängerung in das Wochenende hinein seit Tagen erwartet worden. Beobachter schlossen auch Beratungen noch am Sonntag nicht aus.

Skupltur des COP27-Logos
Reuters/Emilie Madi
Wie jedes Jahr geht die Weltklimakonferenz auch heuer in die Verlängerung

Hartes Ringen um gemeinsame Abschlusserklärung

In den verbleibenden Stunden werde man sich Schukri zufolge weiter bilateral beraten und neue Textentwürfe für eine gemeinsame Abschlusserklärung erarbeiten. Die internationale Gemeinschaft erwarte ehrgeizige Ergebnisse.

Weltklimakonferenz offiziell verlängert

Die Weltklimakonferenz in Ägypten ist wie erwartet in die Verlängerung gegangen. Konferenzpräsident Sameh Schukri will das UNO-Treffen einen Tag später als geplant abschließen, wie er betonte. Die Verlängerung sei notwendig, um die noch bestehenden Blockaden in den Verhandlungen zu überwinden.

Das Ringen um den Entwurfstext ist stets hart. Die knapp 200 verhandelnden Staaten müssen sich im Konsens auf jeden Beistrich einigen. Jedes Land hat zudem ein Vetorecht, unabhängig von der Größe. Zumindest was die beiden derzeit größten Emittenten betrifft, scheint es Fortschritte zu gehen – so dürften die USA und China ihre Gespräche wieder aufgenommen haben und stünden nun in „direkten Klimaverhandlungen“, wie es von Beobachtern hieß.

Finale der Weltklimakonferenz

Die Weltklimakonferenz in Ägypten geht zu Ende. Jetzt wird eine Absichtserklärung verfasst, in der auch finanzielle Mittel für den Klimaschutz ihren Platz finden sollen. ORF-Korrespondentin Nadja Hahn berichtet aus Scharm al-Scheich.

Öl und Gas im Entwurf für Abschlusspapier nicht erwähnt

Derzeit liegt den Vertretern und Vertreterinnen der Staaten ein Entwurf für eine Abschlusserklärung vor. In diesem wird zwar auf einen schrittweisen Kohleausstieg gepocht, die Forderung etlicher Staaten, Fachleute, Umweltorganisationen und Klimaaktivisten, auch den Abschied von Öl und Gas festzuschreiben, wird aber nicht aufgegriffen.

In dem neuen Dokument werden die Staaten zudem aufgefordert, ihre größtenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis spätestens zur nächsten Klimakonferenz nachzubessern, die Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfindet. Die Staatengemeinschaft wird im Text zu einer tiefgreifenden und raschen Emissionssenkung aufgefordert. Ebenso soll die Umstellung auf saubere Energien noch in den 2020er Jahren deutlich schneller geschehen.

„Platzhalter“ für konkrete Finanzierungsmöglichkeiten

Besonders umstritten ist nach wie vor die Frage, ob und wie ärmere Länder für klimabedingte Schäden kompensiert werden sollten. Vor allem in der Frage, ob dafür ein neuer Geldtopf eingerichtet werden sollte, herrschte keine Einigkeit. Das Thema wurde in den vergangenen Tagen unter dem Schlagwort „Loss and Damage“ (deutsch: Verlust und Schaden) intensiv diskutiert.

Im Entwurf heißt es dazu recht vage, man begrüße den „breiten, globalen Konsens“, was die ernste Lage in Bezug auf Verluste und Schäden sowie die Notwendigkeit wirksamer Finanzierungsvereinbarungen zur Bewältigung dieser Verluste und Schäden betreffe. Unter dem Punkt „Finanzierungsvereinbarungen“ findet man in dem Dokument aber noch den Begriff „Platzhalter“.

Mit dem Entwurf scheint eine Einigung aber zumindest möglich. Mehr als 130 Teilnehmer fordern die feste Einrichtung eines Finanztopfs. Laut einer neuen Analyse sind für Ausgleichszahlungen zwischen dem reicheren Globalen Norden und dem ärmeren Süden weit mehr als die im Raum stehenden Zahlungen in der Höhe von 100 Mrd. Dollar (rund 96 Mrd. Euro) jährlich notwendig – mehr dazu in science.ORF.at.

Klimaaktivisten demonstrieren bei COP27
Reuters/Emilie Madi
Klimaschützerinnen und Klimaschützer fordern konkrete Ergebnisse

Der Zusammenschluss von mehr als 130 Entwicklungsländern, bekannt als Gruppe der 77, lehnt Vorschläge für einen Klimaausgleichsfonds im kommenden Jahr ab. „Wir brauchen Lösungen, die so einfach und schnell wie möglich sind“, sagte die pakistanische Klimaministerin Sherry Rehman am Freitag. Von den derzeit diskutierten Vorschlägen sei nur die sofortige Einrichtung eines Fonds akzeptabel. Der Vorschlag für 2023 sowie der einer eher allgemein gehaltenen „Finanzierungsvereinbarung“ seien „nicht hinnehmbar“.

Kritik von NGOs

Die österreichische Menschenrechtsorganisation Südwind sah erste positive Impulse. „In einer von zähen Verhandlungen geprägten Klimakonferenz ist es ein Lichtblick, dass ein Ausgleich von Schäden und Verlusten ernsthaft auch vonseiten der EU diskutiert wird“, sagte Joachim Raich, Klimagerechtigkeitssprecher von Südwind. Der weitere Prozess müsse sich nun an den Bedürfnissen der Empfängerländer orientieren.

Unzufrieden zeigte sich Greenpeace: Die Abschlusserklärung müsse „die Klimaschutzbestrebungen hochschrauben“, sagte Jasmin Duregger, Klima- und Energieexpertin der Umweltorganisation in Österreich: „Das klare Ende von Kohle, Öl und Gas sowie ein Bekenntnis zu einem Finanzierungstopf für Schäden und Verluste müssen Eingang in das Papier finden.“ Die neuen Vorschläge dazu seien aber ein „Schritt nach vorne“.

Für die Umweltschutzorganisation Global 2000 brauche es einen Abschluss, der Klimaschäden im Globalen Süden anerkennt und den Menschen konkrete Unterstützung in Aussicht stellt: „Wer große Schäden verursacht und sich dann aus der Verantwortung stiehlt, begeht Fahrerflucht. Es ist eine Frage des Anstands, die entstandenen Schäden im Globalen Süden nicht länger achselzuckend zur Kenntnis zu nehmen, sondern endlich zu handeln.“