eine Gruppe Menschen, im Hintergrund das Logo der COP 27
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EU droht mit Abbruch

Klimakonferenz COP27 auf der Kippe

Die UNO-Klimakonferenz im ägyptischen Scharm al-Scheich (COP27) steht am Samstag auf Messers Schneide. Was auf dem Tisch liege, reiche mit Blick auf das 1,5-Grad-Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens nicht aus, sagte EU-Kommissionsvize Frans Timmermans. „Es ist besser, kein Ergebnis zu haben als ein schlechtes.“ Beim Knackpunkt der Entschädigungen für ärmere Länder ist man hingegen weiter: Eine Einigung soll erreicht sein.

Die Konferenz hätte eigentlich schon am Freitag enden sollen, sie wurde aber wegen der vielen noch offenen Fragen durch die ägyptische Präsidentschaft um einen Tag verlängert. Ob das nun ausreicht, ist ungewiss. Streitpunkte gibt es nämlich noch immer genügend.

Derzeit kursieren inoffiziell Vorschläge der ägyptischen Präsidentschaft, die hinsichtlich der Senkung der Treibhausgase nach EU-Angaben hinter den Ergebnissen der Vorgängerkonferenz in Glasgow zurückbleiben würden. „Wir sind besorgt über einige der Dinge, die wir in den vergangenen zwölf Stunden gesehen und gehört haben“, sagte dazu Timmermans.

Ägyptens Infragestellung der Verpflichtungen zur Senkung der Treibhausgasemissionen sei „inakzeptabel“. „Wir wollen vorwärtsgehen und nicht rückwärts“, sagte er weiter. Mit einer vorzeitigen Abreise drohte der Kommissionsvize aber ausdrücklich nicht. „Wir werden den Dialog fortsetzen“, sagte er.

Klimakonferenz: Pressestatement EU

Die Europäische Union hat den Druck beim zähen Ringen um einen erfolgreichen Abschluss der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten deutlich erhöht. Der Chefverhandler und Leiter der EU-Klimapolitik, Frans Timmermans, sagte in einem eilig einberufenen Pressestatement: „Wir haben lieber keinen Deal, als einen schlechten.“ Er habe die Hoffnung aber noch nicht aufgegeben und sei optimistisch, dass es heute noch zu einer Einigung der Unterhändler kommen könnte.

Ägypten sucht Konsens

Von ägyptischer Seite hieß es dagegen, die „überwiegende Mehrheit“ der Länder halte die Vorschläge für „ausgewogen“. Die Mehrheit der Parteien habe ihm zu verstehen gegeben, dass der Text „einen potenziellen Durchbruch“ darstelle, der „zu einem Konsens führen“ könne, sagte Konferenzpräsident Sameh Schukri.

Frans Timmermans
AP/Peter Dejong
Timmermans droht mit Abbruch der Gespräche

Aus Österreich kam auch Kritik: „Wir brauchen Fortschritte, keine Rückschritte. Hier in Scharm al-Scheich entscheidet sich, ob das 1,5-Grad-Ziel noch eine Chance hat. Die Welt kann sich einen schlechten Deal nicht leisten. Die EU steht nach wie vor zu ihrem Angebot – jetzt braucht es Bewegung bei unseren Verhandlungspartnern“, sagte Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne).

Einigung zu „Loss and Damage“

Debatten gab es auch weiterhin um die Frage des Ausgleichs für klimabedingte Schäden („Loss and Damage“ – „Verluste und Schäden“). Am Samstag wurde zunächst ein Teilentwurf dazu veröffentlicht, in dem unter anderem ein Fonds für die Behebung von klimabedingten Schäden für Entwicklungsländer vorgeschlagen wird. Wenig später hieß es aus Kreisen der EU, es gebe eine Einigung.

Auch die Umweltministerin der Malediven sagte zur Nachrichtenagentur AP, es gebe eine Verständigung. Dazu müsse es aber noch ein einstimmiges Votum unter den Teilnehmerländern geben. „Das bedeutet, dass wir für Länder wie unseres das Lösungsmosaik haben werden, für das wir uns eingesetzt haben.“

Für Umwelt-NGOs und andere Kritikerinnen und Kritiker sorgte bisher aber auch für Unmut, dass im Abschlussentwurf der Ausstieg aus Öl und Gas gar keine Rolle mehr spielte. Das zog zuletzt scharfe Kritik an der Konferenz nach sich.