Ukraine bietet Menschen in Cherson Umzug auf Zeit an

Die ukrainische Regierung bietet den Bewohnerinnen und Bewohnern der südukrainischen Stadt Cherson, die nach dem Abzug der russischen Besatzer weiterhin größtenteils ohne Strom und fließendes Wasser ist, eine Verbringung in Regionen mit besserer Infrastruktur sowie eine kostenfreie Unterkunft an.

„Angesichts der schwierigen Sicherheitslage in der Stadt und der Infrastrukturprobleme können Sie für den Winter in sicherere Regionen des Landes gebracht werden“, schrieb die stellvertretende Ministerpräsidentin Iryna Wereschtschuk auf Telegram.

Russische Folterstätten entdeckt

Nach der Rückeroberung der Stadt entdeckten ukrainische Ermittler nach eigenen Angaben vier von den russischen Besatzern genutzte Folterstätten. In den Gebäuden hätten die „russischen Besatzer Menschen illegal festgehalten und brutal gefoltert“, teilte die Generalstaatsanwaltschaft gestern in Kiew mit.

Es seien „Teile von Gummiknüppeln, ein Holzschläger“ und ein „Gerät zum Erzeugen von Stromschlägen“ sichergestellt worden.

Weitere Ermittlungen

Nach Darstellung Kiews richteten die russischen Streitkräfte während ihrer achtmonatigen Besatzung Chersons in vorherigen Haftzentren und Polizeistationen „Pseudostrafverfolgungsbehörden“ ein. Die russischen Behörden hätten zudem Unterlagen zur Verwaltung dieser Gefangenenlager zurückgelassen.

Die Ermittlungen zu weiteren Folterstätten und unrechtmäßigen Inhaftierungen würden fortgesetzt, hieß es weiter. Ziel sei es auch, „alle Opfer zu identifizieren“.

Seit der Befreiung Chersons durch die ukrainischen Streitkräfte am 11. November hat Kiew wiederholt russische Kriegsverbrechen und Gräueltaten in der Region angeprangert, eine Reaktion Moskaus auf die Vorwürfe erfolgte bisher nicht.