Einsatzkräfte suchen nach Vermissten in Trümmern
APA/AFP/Adek Berry
Erdbeben in Indonesien

Totenzahl steigt auf über 260

Am Tag nach dem verheerenden Erdbeben auf der indonesischen Insel Java mit zahlreichen Toten und Verletzten suchen Einsatzkräfte in den Trümmern nach Vermissten. Die Opferzahlen steigen drastisch: Die Regionalregierung der am stärksten betroffenen Region meldete mittlerweile 268 Tote. Hunderte seien verletzt, 151 Personen gelten als vermisst – die Suche nach ihnen läuft auf Hochtouren.

Nach Angaben von Armeechef Dudung Abdurachman wurden am Dienstag die Leichen von 14 Menschen gefunden, die bei einem Erdrutsch infolge des Bebens am Montag verschüttet wurden. „Wir suchen noch nach Opfern“, sagte er. Ein ganzes Cafe sei von Erdmassen begraben worden.

„Wir wissen nicht, ob sich irgendjemand daraus retten konnte.“ Die Einsatzkräfte versuchten mit Baggern und Muldenkippern, den Zugang zu Gebieten freizuschaufeln, die durch Schlammlawinen von der Außenwelt abgeschnitten wurden. Die Zerstörungen sind gewaltig.

Menschen vor zerstörten Häusern
Reuters/Antara Foto
Das Beben richtete in Cianjur schwere Schäden an – mehr als 7.000 Menschen wurden obdachlos

Präsident Joko Widodo besuchte am Dienstag das Katastrophengebiet und versprach finanzielle Hilfen für die Betroffenen. Insbesondere gelte es, die noch Verschütteten zügig zu bergen. Beim Wiederaufbau müssten erdbebensichere Baustandards angewendet werden, da es in dem Inselstaat immer wieder zu Erdbeben kommen werde, warnte er.

Medizinisches Personal knapp, Stromausfälle in Spitälern

Das Erdbeben hatte sich Montagmittag (Ortszeit) etwa 70 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Jakarta in einer Tiefe von zehn Kilometern ereignet. Das Epizentrum des Bebens lag laut USGS in der Nähe von Cianjur in der Provinz Westjava, wo es auch die schwersten Schäden gibt. Viele Verletzte könnten nicht behandelt werden, da nicht ausreichend Personal zur Verfügung stehe, sagte der Gemeindechef der am stärksten betroffenen Stadt Cianjur, Herman Suhermanweiter.

In mehreren Krankenhäusern sei wegen des Erdbebens stundenlang der Strom ausgefallen, und die Ärztinnen und Ärzte hätten die Verletzten auf der Straße behandelt. Bis zum Abend sei die Stromversorgung teilweise wiederhergestellt worden.

Ärtze kümmern sich um Verletzte nach Erdbeben in Indonesien
Reuters/Raisan Al Farisi
Aus Angst vor Nachbeben wurden viele Opfer unter freiem Himmel versorgt

Der Polizeichef von Cianjur, Doni Hermawan, sagte auf Metro TV, nach einem Erdrutsch seien eine Frau und ein Baby gerettet worden. Ein weiterer verschütteter Mensch sei aber seinen Verletzungen erlegen. Im Fernsehen waren Bilder von zerstörten Häusern und Straßen zu sehen. Viele der Opfer seien von Trümmerteilen ihrer einstürzenden Häuser erschlagen worden, sagte der Leiter des nationalen Katastrophenschutzes.

Keine größeren Schäden aus Jakarta gemeldet

Durch die Erschütterungen gerieten auch Hochhäuser in der rund 100 Kilometer südlich gelegenen Hauptstadt Jakarta ins Schwanken. Menschen rannten in Panik ins Freie, größere Schäden oder Verletzte wurden aus der Hauptstadt aber nicht gemeldet. Örtliche Medien berichteten über schwere Schäden an einem Krankenhaus, einem islamischen Pensionat sowie an diversen Geschäften.

Indonesiens Meteorologiebehörde warnte die Menschen in der am stärksten betroffenen Region vor Nachbeben. Sie sollten vorerst im Freien bleiben, sagte Behördenchefin Dwikorita Karnawati.

Grafik zu Erdbeben im Pazifikraum
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: USGS

Schäden auf Salomonen

Aufgrund der Lage Indonesiens auf dem Pazifischen Feuerring ereignen sich in dem südostasiatischen Land häufig Erdbeben und Vulkanausbrüche. Aktuell ist ein weiteres Land betroffen – am Dienstag erschütterte ein schweres Erdbeben die Salomonen. Das Beben der Stärke 7,0 ereignete sich zu Mittag (Ortszeit) in der Nähe der Ortschaft Malango in der Provinz Guadalcanal in einer Tiefe von etwa 15 Kilometern. Eine Tsunami-Warnung sorgte für Angst und Panik – jedoch wurde diese nach wenigen Stunden aufgehoben.

Berichte über Tote oder Verletzte sowie größere Zerstörungen auf den Salomonen sind derzeit nicht bekannt, lokalen Medien zufolge soll es allerdings Schäden an Gebäuden geben. Viele Menschen versuchten, von den Küsten weg in höher gelegene Gebiete zu gelangen.