Recherche zu Katar-WM: Acht Mio. Quadratmeter zubetoniert

Die Fußball-WM im Wüstenstaat Katar gilt als Bauprojekt der Superlative. Das ist mit entsprechenden Kosten bei Emissionen und Versiegelung verbunden, wie nun eine Recherche italienischer Investigativjournalisten von IrpiMedia zeigt. Diese erschien auch im deutschen „Tagesspiegel“.

Die Reporter untersuchten mit Satellitenbildern das Ausmaß der Verbauung, das die WM in dem kleinen Wüstenstaat hinterlassen hat. Dieses ist gravierend: Laut der Analyse wurden in den vergangenen zehn Jahren mindestens acht Millionen Quadratmeter für die WM asphaltiert und betoniert. Das entspricht 1.140 Fußballfeldern.

Parkplätze, mehr Flughafen, Klimagebäude

Auf den betonierten Flächen wurden sechs Stadien von Grund auf neu gebaut, zwei existierende renoviert. Dazu wurden Tausende neue Straßen und Parkplätze errichtet, um die Menschen zwischen den acht Austragungsorten zu bewegen.

Der Flughafen Doha wurde erweitert, weiters wurden zahlreiche Nebengebäude errichtet – etwa für die Kühlung der Stadien. Auch sieben abbaubare Unterkünfte wurden errichtet. All diese Maßnahmen verursachen nicht nur direkt Emissionen, sie werden auch den Autoverkehr und den Energieverbrauch enorm ankurbeln.

Allein die Wasseraufbereitung des Wüstenstaats durch Entsalzungsanlagen gilt als extrem energieintensiv. Katar nutzt fast ausschließlich fossile Brennstoffe. Photovoltaikanlagen besitzt das an Sonne reiche Emirat hingegen kaum – die erste wurde im Oktober fertiggestellt.

Zweifel an „klimaneutraler“ WM

Der Internationale Fußballverband (FIFA) und Katar hatten damit geworben, dass es sich um die erste „klimaneutrale“ WM handle. Die durch die Meisterschaft verursachten Emissionen sollen durch die Finanzierung von nachhaltigen Projekten kompensiert werden. Fachleute kritisieren diese Vorgangsweise scharf. Es gelte, Emissionen im Vorfeld zu vermeiden, statt sie nachher zu kompensieren.

Die Recherche wirft angesichts des Grads der Verbauung auch die Frage auf, ob der von FIFA und Katar angeführte Ausstoß an CO2-Emissionen durch die WM nicht zu niedrig angesetzt ist.

FIFA und Katar hatten bisher berechnet, dass von der ersten Bauphase bis zum Abbau des gesamten Wettbewerbs 3,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente an Treibhausgasen in die Atmosphäre gelangen würden. Experten von der Organisation Carbon Market Watch glauben, dass er wesentlich höher liegt. Sie setzen allein für den Bau der Stadien über zwei Millionen Tonnen an.