„One Love“-Binde: Verbände „massiv von FIFA bedroht“

Fußballverbände, die geplant hatten, ihre Kapitäne mit der „One Love“-Armbinde auflaufen zu lassen, um während der Weltmeisterschaft in Katar ein Zeichen gegen Diskriminierung zu setzen, seien „massiv von der FIFA bedroht“ worden. Das habe dazu geführt, dass die geplante Aktion eingestellt wurde. Das teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) in Person seines Mediendirektors Steffen Simon heute mit.

Der Chef des Internationalen Fußballverbands (FIFA), Gianni Infantino, habe dem englischen Team schwere sportliche Sanktionen angedroht, ohne aber diese zu konkretisieren, so Simon. Man habe die Debatte nicht auf dem Rücken der Spieler austragen wollen. Simon verteidigte die Spieler, die nun in der Kritik stehen. Man prüfe nun den Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof (CAS).

Kritik von Innenministerin

Kritik an der FIFA kommt mittlerweile auch von der deutschen Innenministerin Nancy Faeser (SPD). Die Entscheidung sei ein großer Fehler, der den Fans das Herz zerreiße, sagte Faeser heute am Rande eines Besuchs in Ankara. Dass die europäischen Fußballverbände sich der Entscheidung beugten, bedauere sie sehr.

Sie werde in Katars Hauptstadt Doha fliegen, um genau diese Themen anzusprechen, sagte Faeser. „Es ist der schwere Weg, aber ich halte es für wichtig, dass wir nach wie vor mit den Entscheidungsträgern dort über die Menschenrechte diskutieren.“ In ihrer Funktion als Sportministerin trage sie eine große Verantwortung für die deutsche Mannschaft und die Fans an Ort und Stelle.

Teams beugten sich Druck durch FIFA

Sieben europäische Mannschaften – darunter die deutsche – hatten zuletzt auf Druck der FIFA erklärt, die „One Love“-Armbinde bei den WM-Spielen nicht zu tragen. Die FIFA hatte mit Strafmaßnahmen gedroht.

„Wir waren willens, Geldstrafen zu zahlen, die normalerweise bei Verstößen gegen die Ausrüstungsvorschriften verhängt werden“, teilte der DFB in einer gemeinsamen Pressemitteilung mit seinen europäischen Partnerverbänden mit. Man könne die Spieler jedoch nicht in die Situation bringen, dass sie verwarnt oder gar gezwungen würden, das Spielfeld zu verlassen.

REWE beendet Partnerschaft mit DFB

Der deutsche Handelskonzern REWE stellte daraufhin seinen langjährigen Partnerschaftsvertrag mit dem DFB „ab sofort“ ruhend und verzichtet auf Werberechte. Konzernchef Lionel Souque sagte heute, die „skandalöse Haltung der FIFA“ sei für ihn als Chef eines vielfältigen Unternehmens und als Fußballfan „absolut nicht akzeptabel“.

Das bei REWE erhältliche Sammelalbum werde ab sofort gratis abgegeben, teilte der Konzern weiter mit. Die Kosten trage das Unternehmen. Die bisherigen Erträge des Albums werde REWE nach Ablauf der Aktion vollständig spenden. Der genaue Wert werde dann mitgeteilt.