Orban sorgt mit „Großungarn-Schal“ für Aufsehen

Der ungarische rechtsnationale Regierungschef Viktor Orban muss sich den Vorwurf des Geschichtsrevisionismus gefallen lassen, weil er bei einem Fußballspiel einen „Großungarn-Schal“ getragen hat.

Auf dem Schal sind die Grenzen des früheren Königreichs Ungarn zu sehen, das unter anderem Gebiete des heutigen Österreichs, der Slowakei, Rumäniens, Kroatiens, Sloweniens, Serbiens und der Ukraine umfasste. In mehreren Ländern sorgte der Auftritt daher für Kritik. Orban hatte sich gestern beim Spiel Ungarn gegen Griechenland mit dem Schal gezeigt. Ein Foto davon postete er dann auch selbst auf Instagram.

Umgehend Protest gegen Orbans Schal kam aus Rumänien, wo heute die größte ungarische Minderheit lebt. Das ukrainische Außenministerium forderte umgehend eine „Entschuldigung“ und eine Klarstellung, wonach es keinerlei ungarische Ansprüche auf ukrainisches Staatsgebiet gebe.

Auch aus der Slowakei und Tschechien kam Kritik. Der slowakische Außenminister Rastislav Kacer sprach von „bizarren Aktivitäten“ der ungarischen Regierung, die in den EU-Ländern ihresgleichen suchen würden. Sein tschechischer Amtskollege Jan Lipavsky sprach von einer „inakzeptablen Provokation“.

Grüne und SPÖ empört, Kritik für FPÖ „lächerlich“

In Österreich reagierten SPÖ und Grüne mit harscher Kritik. SPÖ-Europasprecher Jörg Leichtfried forderte von Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP) eine Einbestellung des ungarischen Botschafters. Die Grünen forderten eine sofortige Entschuldigung seitens Orbans und des ungarischen Botschafters in Österreich. Die FPÖ kritisierte die Aufregung als „lächerlich“ und sprach von „plumpem Ungarn-Bashing“.

Milde Worte aus Kroatien

Der kroatische Regierungschef Andrej Plenkovic sagte, die Aufnahmen nicht gesehen zu haben. „Ich komme nicht dazu, mich mit den Schals anderer Leute zu befassen“, sagte er laut kroatischer Nachrichtenagentur HINA.

Staatspräsident Zoran Milanovic riet von einer offiziellen Reaktion Zagrebs ab. „Ich muss darüber lachen. Seine Ambitionen auf Kroatien beschränken sich darauf, dass er im August einen Monat lang an der Adria herumkreuzt und wir uns zum Abendessen treffen“, sagte Milanovic mit Blick auf Orban. Man dürfe keine besondere Aufmerksamkeit darauf verwenden. „Wenn man sich anschaut, welche Nachbarn wir haben, ist dieser noch der beste“, meinte der Präsident.