Zerstörter Autobus vor einer Bushaltestelle in Jerusalem
AP/Mahmoud Illean
Toter und Verletzte

Doppelanschlag in Jerusalem

Bei Bombenanschlägen an zwei Bushaltestellen im Großraum Jerusalem sind ein 16-jähriger Jugendlicher getötet und 18 weitere verletzt worden. Darunter sind mehrere Schwerverletzte, wie der israelische Rettungsdienst Magen David Adom (MDA) am Mittwoch mitteilte. Die Polizei sprach von versteckten Sprengsätzen und vom Verdacht auf einen kombinierten Anschlag – der Hergang deutet darauf hin.

Die erste Explosion ereignete sich an einer von Pendlern stark frequentierten Haltestelle am Stadtrand, dabei wurden elf Menschen verletzt. Eine weitere Explosion an einer anderen Haltestelle in geringer Entfernung beschädigte laut den Angaben einen Bus, drei Menschen wurden verwundet. Die zweite Explosion ereignete sich etwa eine halbe Stunde nach der ersten, als Polizisten bereits dort waren, berichtete das Nachrichtenportal ynet.

Suche nach Verdächtigen läuft

Zu der Tat bekannte sich bisher niemand – die Suche nach Verdächtigen laufe, so die Polizei. Die Polizei sperrte wegen der Explosion am Stadtrand die Schnellstraße nach Tel Aviv. Es handle sich vermutlich um Angriffe militanter Palästinenser, hieß es weiter. Die radikalislamische Hamas, die im palästinensischen Gazastreifen an der Macht ist, lobte die Anschläge als „heldenhafte Operation“, bekannte sich aber nicht dazu. Die Anschläge seien „das Ergebnis der anhaltenden Verbrechen der Besatzung und der Siedler gegen Palästinenser“.

Polizeisprecher Eli Levi sagte dem Armeeradio, die erste Explosion an einer Bushaltestelle voller Menschen sei von einem großen Sprengsatz ausgelöst worden. „Solche koordinierten Angriffe hat es in Jerusalem seit Jahren nicht mehr gegeben.“ Medienberichten zufolge gebe es Hinweise darauf, dass die Sprengsätze aus der Ferne gezündet wurden. Dem Sender zufolge war der Sprengstoff in Taschen versteckt, in mindestens einem Fall habe er auch Nägel enthalten, um die Wirkung zu verstärken.

„Überall Schäden“

Auf einem Video, das unmittelbar nach der ersten Explosion aufgenommen wurde, waren Trümmer auf dem Gehsteig zu sehen, während bereits das Heulen von Krankenwagen zu hören war. „Es war eine verrückte Explosion. Hier gibt es überall Schäden“, sagte Josef Chaim Gabai, ein Sanitäter, der bei der ersten Explosion dabei war, dem israelischen Armeeradio. „Ich sah überall Menschen mit blutenden Wunden.“

Polizisten vor einem zerstörten Autobus
APA/AFP/Menahem Kahana
Sicherheitskräfte vor dem zerstörten Autobus in Ramot – das Fahrzeug ist mit Einschlägen übersät

„Terror erhebt wieder sein Haupt“

Der israelische Abgeordnete Joav Ben-Zur von der strengreligiösen Schas-Partei sprach von einer „Rückkehr zum Horror und den schweren und blutigen Tagen des zweiten Palästinenseraufstands Intifada“. Israels Abschreckungskraft sei kaum noch existent. „Jeden Tag erhebt der Terror wieder sein Haupt“, sagte er.

Der rechtsextreme Politiker Itamar Ben-Gvir sagte, die Verantwortlichen müssten einen „Preis für den Terror“ zahlen. Er forderte unter anderem eine Rückkehr zu gezielten Tötungen und eine Verschärfung der Haftbedingungen für militante Palästinenser in Israel. „Wir müssen so schnell wie möglich eine Regierung bilden“, sagte Ben-Gvir, der derzeit bei den Koalitionsverhandlungen das Ministerium für innere Sicherheit für sich fordert. „Der Terror wartet nicht.“

Jerusalem: Tote nach Doppelanschlag

Bei zwei Explosionen an Bushaltestellen im Großraum Jerusalem sind nach Polizeiangaben mindestens ein Mensch getötet und 18 weitere verletzt worden.

Äußerst weit rechts stehende Regierung erwartet

Der mutmaßliche Anschlag kommt zu einer Zeit, in der der frühere israelische Premierminister Benjamin Netanjahu nach der Parlamentswahl Koalitionsgespräche führt und wahrscheinlich die bisher am weitesten rechts stehende Regierung Israels bilden wird.

Vergangene Woche waren bereits bei einem Anschlag nahe einer israelischen Siedlerstadt im Westjordanland drei israelische Männer getötet worden. Ein 18-jähriger Palästinenser hatte dem Militär zufolge an zwei Orten mehrere Menschen mit einem Messer angegriffen.

18 Tote in Israel seit März

Seit März sind bei einer Terrorwelle in Israel 18 Menschen getötet worden. Außerdem wurden in diesem Jahr mehrere israelische Zivilisten und Sicherheitskräfte bei Anschlägen im Westjordanland getötet. Seit dem Frühjahr unternimmt Israels Armee im besetzten Westjordanland auch vermehrt Razzien.

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden dieses Jahr bereits mehr als 140 Palästinenser im Zusammenhang mit Militäreinsätzen, bei Zusammenstößen oder eigenen Anschlägen getötet. Es gibt zudem zunehmend Berichte über Gewalt israelischer Siedlerinnen und Siedler gegen Palästinenser, israelische Aktivisten und Soldatinnen und Soldaten.

Berichte: Leiche eines Israelis entführt

Für Aufsehen sorgten am Mittwoch zudem Berichte über die Entführung der Leiche eines israelischen Staatsbürgers aus einem Krankenhaus in der Palästinenserstadt Jenin. Der 18-jährige Zivilist sei zuvor bei einem Autounfall ums Leben gekommen, teilte die israelische Armee mit. Man erwarte nun, dass sie in einem humanitären Akt an die israelischen Behörden übergeben werde. Die Stadt Dschenin gilt als Hochburg militanter Palästinenser.