Türkei griff 471 kurdische Ziele in Irak und Syrien an

Die türkische Armee hat nach eigenen Angaben seit Beginn der jüngsten Militäroffensive im Irak und in Syrien 471 Ziele angegriffen. Dabei seien insgesamt „254 Terroristen neutralisiert“ worden, sagte der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar heute.

„Die Operation wird mit Angriffen aus der Luft und mit landgestützten Geschützen fortgesetzt“, so Akar. Er machte keine Angaben zu möglichen zivilen Opfern. Seine Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Mögliche Bodenoffensive angekündigt

Seit der Nacht auf Sonntag geht die Türkei im Nordirak und in Nordsyrien mit Luftangriffen gegen die syrische Kurdenmiliz YPG und die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) vor. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erwähnte zuletzt auch die Möglichkeit einer Bodenoffensive gegen kurdische Stellungen.

„Wir setzen den Einsatz aus der Luft fort und werden zum für uns günstigsten Zeitpunkt von Land aus hart gegen die Terroristen vorgehen“, sagte Erdogan heute vor den Abgeordneten seiner AKP-Partei. Russland rief die Türkei unterdessen auf, von einer umfassenden Bodenoffensive in Syrien abzusehen.

Russland: Hoffen, dass unsere Argumente gehört werden

„Wir hoffen, dass unsere Argumente in Ankara gehört werden und andere Wege zur Lösung des Problems gefunden werden“, sagte der russische Unterhändler Alexander Lawrentjew in Kasachstan. Er war dort zu einer weiteren Runde von Syrien-Gesprächen mit türkischen und iranischen Delegationen zusammengetroffen.

Die Türkei sei entschlossener denn je, ihre südliche Grenze mit einem Sicherheitskorridor abzusichern, sagte hingegen Erdogan. Die territoriale Integrität Syriens werde dabei berücksichtigt, ebenso wie die des Irak. Dort geht die Türkei ebenfalls gegen Kurdenmilizen vor.

Europaabgeordnete verurteilen Angriffe

Europaabgeordnete verurteilten die türkischen Angriffe fraktionsübergreifend. Sie forderten insbesondere den EU-Außenbeauftragten Josep Borrell auf, nicht länger zu schweigen. Auch die Außenminister von Deutschland, Italien, Frankreich, Österreich und der anderen EU-Staaten müssten sich gegen die Angriffe aussprechen, verlangte SPÖ-Delegationsleiter Andreas Schieder heute.