Jahrhundertfund zu Philosoph Hegel

In der Diözesanbibliothek des Erzbistums München ist einem Forscher ein Jahrhundertfund zum Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel gelungen. Der Hegel-Biograf Klaus Vieweg aus Jena habe dort fünf Archivkartons mit eng beschriebenen Kladden und Papieren gefunden, die seit fast 200 Jahren von der Forschung nicht näher betrachtet worden seien, teilte das Bistum heute mit. Vieweg erklärte, solch ein Fund sei vergleichbar mit dem Fund einer neuen Mozart-Partitur.

Bei den Schriften handelt es sich den Angaben zufolge um bisher nicht ausgewertete Vorlesungsmitschriften. Verschiedene Teile von Hegels Philosophie seien zumeist nur durch Vorlesungsmitschriften dokumentiert, womit diese herausgehobene Bedeutung für Hegels Einsichten besitzen. Hegel lebte von 1770 bis 1831 und gilt als einer der großen Philosophen.

Mehrjähriges wissenschaftliches Projekt

Die rund 4.000 Seiten stammen dem Bistum zufolge aus der Feder von Friedrich Wilhelm Carove, einem der ersten Hegel-Schüler an der Universität Heidelberg. Sie seien Teil des Nachlasses des 1861 gestorbenen Theologen Friedrich Windischmann, der in München Professor und Generalvikar der Erzdiözese war. Windischmann habe die Mitschriften von seinem Vater bekommen, der sie von Carove als Geschenk erhalten hatte.

Die Handschriften umfassen dem Bistum zufolge fast alle Teile von Hegels enzyklopädischer Architektonik, darunter eine schon lange gesuchte Mitschrift einer Ästhetikvorlesung in Heidelberg, über die es bisher noch keine anderen Unterlagen gibt. Sie sollen nun in einem mehrjährigen wissenschaftlichen Projekt für eine Edition vorbereitet werden, auch begleitende Studien sind geplant.