Beobachtungsstelle: Neue türkische Angriffe in Syrien

Die Türkei hat nach Angaben der in Großbritannien sitzenden Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte erneut kurdische Ziele im Norden Syriens angegriffen. Türkische Streitkräfte hätten heute mehrere Dörfer beschossen sowie ein Gebiet per Drohne attackiert, berichtete die Beobachtungsstelle, die sich auf ein Netzwerk von in Syrien lebenden, anonym arbeitenden Informanten beruft.

Berichte über Tote oder Verletzte gab es zunächst nicht. Auch ein Militärstützpunkt der syrischen Regierungskräfte in der Nähe der Grenzstadt Kobane soll bombardiert worden sein. Die Türkei setzt nach eigenen Angaben auch Geschütze am Boden ein.

Seit der Nacht zum Sonntag geht die Türkei im Nordirak und in Nordsyrien mit Luftangriffen gegen die syrischen Kurdenmiliz YPG und die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK vor. Ankara macht sie für einen Anschlag auf der Istanbuler Einkaufsstraße Istiklal vor fast zwei Wochen verantwortlich. Beide Gruppen hatten das jedoch zurückgewiesen. Die USA sehen die YPG als Partner im Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien.

Bericht über Angriff auf Ölanlagen

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erwähnte auch die Möglichkeit einer Bodenoffensive gegen kurdische Stellungen. Bisher hat die Türkei seit Sonntag eigenen Angaben zufolge Hunderte Ziele angegriffen und dabei insgesamt „254 Terroristen neutralisiert“.

In der Nacht auf heute habe die türkische Luftwaffe zudem Anlagen zur Ölförderung der Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) im Nordosten des Nachbarlandes angegriffen. Das teilten Reuters-Angaben zufolge drei mit den Vorgängen vertraute Personen in der betroffenen Region mit.

Es seien sowohl Ziele nahe der Stadt Kamschli und im ölreichen Gebiet Rumeilan mit Drohnen bombardiert worden. Nach SDF-Angaben wurden Dutzende Menschen getötet, darunter elf ihrer Milizionäre. Es sei das erste Mal, dass die Türkei systematisch Ölfelder unter Kontrolle der SDF angreift. Die USA warnten noch in der Nacht, mit den Luftschlägen im Norden Syriens würden auch US-Soldaten gefährdet. Eine sofortige Deeskalation sei nötig, um den Kampf gegen den IS aufrecht und die Sicherheit der Amerikaner zu erhalten, forderte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Washington, Pat Ryder.