Heizdecke
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Heizdecke und Co.

Überhitzte Nachfrage nach Wärmespendern

Die Heizrechnung steigt, die Temperaturen sinken. Die Konsumentinnen und Konsumenten bereiten sich auf den Winter vor, indem sie auf altbewährte und neue Wärmespender zurückgreifen. Der Handel verzeichnet einen Ansturm auf alles, was Wärme erzeugt: Heizdecken und Infrarotheizungen sind teilweise längst vergriffen.

Wollsocken im Packerl, Flanellbettwäsche unter dem Weihnachtsbaum: Angesichts von Energiekrise und Teuerung stehen altbekannte Wärmespender als Geschenke heuer hoch im Kurs. Aber nicht nur Omas Heizdecke erlebt 2022 ihre Renaissance, auch strombetriebene Heizelemente sind nachgefragt wie nie.

Die Zahlen, die das belegen, sind teilweise gewaltig: Im Onlinehandel stieg die Nachfrage nach Infrarotheizungen um satte 534 Prozent, nach E-Heizungen um 181 Prozent, wie Rainer Will, Geschäftsführer des Handelsverbands, zu ORF.at sagte.

Krisenfittes Zuhause

Bei Heizdecken stieg das Interesse ebenso um mehr als das Doppelte, Flanellbettwäsche liegt nur wenig darunter. Diese Produkte seien oftmals vergriffen, so Will. Ebenso suchten Konsumentinnen und Konsumenten derzeit verstärkt nach Produkten, die das Zuhause krisenfit machen, etwa Photovoltaikanlagen, Boiler und Batteriespeicher. Zwar hätten viele Händler nur mehr wenig Probleme mit Lieferengpässen, doch bei Wärmespendern sei die Nachfrage schlicht überhitzt. Daher müsse man hier noch mit Verzögerungen rechnen.

Das Interesse nach Produkten zum Heizen und Wärmen ist in jedem Herbst und Winter hoch, heuer aber besonders, wie auch eine Sprecherin von Mediamarkt gegenüber ORF.at angibt. Die Menschen sähen sich bereits seit dem Sommer vermehrt danach um.

Allerorts dieselben Trends

Onlinemarktplätze wie Amazon, Alibaba, Otto Versand und auch Willhaben berichten von denselben Trends. Die Suchanfragen nach Thermovorhängen stieg um das Vierfache, nach elektrischen Fußwärmern um das Doppelte im Vergleich zum Vorjahr, wie das ORF-Magazin „konkret“ kürzlich berichtete. Unter privaten Verkäufern stieg zudem die Nachfrage nach Brennholz deutlich an.

Am Schauplatz: Kalte Zeiten

Eine Reportage über die Angst vieler Österreicherinnen und Österreicher vor kalten Wohnungen. Die Reportage zeigt, wie die Mittelschicht zunehmend von „Energiearmut“ betroffen ist und mit welchen Strategien die Menschen den kalten Winter überdauern.

Verlässliche Umfragen zum Thema sind Mangelware. Eine Erhebung für die Plattform ImmoScout24 unter 500 Personen (online, repräsentativ) zeigte kürzlich, dass 63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher zusätzlich Maßnahmen trafen, um sich für den Winter mit Wärme zu versorgen, sieben Prozent hätten sich mit Radiatoren eingedeckt. Die Angst vor einer kalten Wohnung übersteige die Angst vor der Stromrechnung, sagte Harald Gutschi von der Unito-Gruppe, die zu Otto gehört.

Wärme auch mit kleinen Schritten

Energiesparend ist dieser Trend freilich nicht. Die Umweltberatung rät nur in wenigen Fällen zu strombetriebenem Heizen, etwa in kleinen Räumen wie im Badezimmer, wenn akut Wärme gebraucht wird. Denn Heizen mit Strom münde in noch höheren Rechnungen, es sei immer noch teurer als mit Gas, so Sprecherin Sabine Seidl zu ORF.at.

Sie schlägt vor, auf Altbewährtes zurückzugreifen und Vorhandenes zu optimieren: Kälte durch dicke Vorhänge draußen zu halten, Abdichtungen der Fenster zu kontrollieren und Dämmfolie hinter Heizkörpern anzubringen. Eine Heizdecke könne auch durch eine normale Decke samt Wärmeflasche ersetzt werden. Das koste nicht nur fast nichts, es entstehe in der Folge auch kein neuer Elektroschrott.

Die Heizung um ein Grad zurückzudrehen bringe zudem sechs Prozent Energieersparnis, so Seidl. Ein unterschätzter Rat sei auch, die Heizkörper, wenn irgendmöglich, nicht zu verstellen. Auch das bringe mehr Wärme und spare bares Geld.