Immer noch 130.000 Menschen in Kiew ohne Strom

Nach schweren russischen Angriffen sind in der ukrainischen Hauptstadt Kiew Zehntausende Bewohnerinnen und Bewohner weiterhin ohne Strom. Heute Vormittag seien noch 130.000 Menschen der Drei-Millionen-Einwohner-Metropole betroffen gewesen, teilte die städtische Militärverwaltung mit. Die Stadt Cherson im Süden der Ukraine hat unterdessen wieder Strom.

Zunächst sollen die kritische Infrastruktur wieder versorgt werden und unmittelbar danach die Haushalte, schrieb Präsidialberater Kyrylo Tymoschenko heute auf Telegram. Seit der Rückeroberung Chersons durch ukrainische Truppen am 11. November war die Stadt von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten, Heizung gab es ebenfalls nicht.

Mit Dutzenden Raketen und Marschflugkörpern hatte Russland am Mittwoch gezielt die Energieinfrastruktur der Ukraine beschossen und schwere Schäden angerichtet. Auch in vielen anderen Landesteilen fielen Strom, Wasser und Wärmeversorgung aus. Angesichts des beginnenden Winters ist die Lage vielerorts dramatisch.

Selenskyj kritisiert Klitschko

In Kiew ist die Wasserversorgung hingegen bereits wiederhergestellt worden, hieß es aus der städtischen Militärverwaltung. Lediglich in den obersten Etagen von Hochhäusern könne es noch Probleme mit niedrigem Wasserdruck geben.

Stadtoberhaupt Witali Klitschko warnte indes nach Kritik von Präsident Wolodymyr Selenskyj vor politischem Streit. Selenskyj hatte die Arbeit der Kiewer Stadtverwaltung bei der Schadensbehebung kritisiert. „Viele Kiewer Bürger waren mehr als 20 oder sogar 30 Stunden ohne Strom.“ Er erwarte vom Büro des Bürgermeisters Qualitätsarbeit.

Der Präsident nannte Klitschko nicht beim Namen. Er ärgerte sich vor allem darüber, dass es in der drei Millionen Einwohner zählenden Hauptstadt weniger Wärmestuben gebe als nötig. Klitschko hatte in der Früh berichtet, 400 dieser Anlaufstellen seien eingerichtet worden. Bei Stromausfällen von mehr als einem Tag sollen sich die Bürger dort aufwärmen können, es soll Strom, Wasser, Erste Hilfe und Internet geben.

Klitschko: Arbeiten in „Rekordtempo“

Klitschko versicherte nun, dass in „Rekordtempo“ an einer Lösung gearbeitet werde. „Die Stadt hat wieder Wasser und 95 Prozent Heizung, jetzt arbeiten wir vor allem daran, dass der Strom überall zurückkommt.“ Die Wasserversorgung war bereits zuvor wiederhergestellt worden, hieß es aus der städtischen Militärverwaltung. Lediglich in den obersten Etagen von Hochhäusern könne es noch Probleme mit niedrigem Wasserdruck geben.

„Einwohner brauchen mehr Schutz“

„Vor allem in Kiew gibt es viele Beschwerden“, sagte Selenskyj dagegen. Tatsächlich gebe es funktionierende Wärmestuben nur in den Gebäuden des Zivilschutzes und auf dem Bahnhof. „An anderen Stellen muss noch gearbeitet werden, um es vorsichtig auszudrücken“, so der Präsident. „Die Einwohner von Kiew brauchen mehr Schutz.“