Menschen mit Behinderung für Aus von „Licht ins Dunkel“

„Licht ins Dunkel“ sammelt Jahr für Jahr mehrere Millionen Euro an Spenden für Menschen mit Behinderung. Heuer feiert die Hilfskampagne ihr 50. Jubiläum. Die inklusive Onlineplattform Andererseits.org hat das zum Anlass genommen, eine kritische Dokumentation zu veröffentlichen. Darin pochen Menschen mit Behinderung und Fachleute auf die Einhaltung der UNO-Behindertenrechtskonvention, anstatt per „Licht ins Dunkel“ als Bittstellende dargestellt zu werden.

„Es hat immer diesen Almosencharakter. Wir sind immer die Bittsteller“, sagte Roswitha Schachinger, Vizepräsidentin des Österreichischen Behindertenrates, in der halbstündigen Dokumentation. „Licht ins Dunkel“ gehöre abgeschafft, meint sie. Denn Menschen mit Behinderung sollten nicht auf Spenden angewiesen sein, sondern deren Menschenrechte eingehalten werden.

Sicherstellen sollte das die UNO-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen bzw. der „Nationale Aktionsplan Behinderung“ – die langfristige Strategie Österreichs zur Umsetzung der Konvention. Doch die Realität zeigt, dass bei so mancher sozialen Organisation Spenden nicht die Ausnahme sind, sondern die Regel darstellen.

Forscherin: „Barrieren und Hindernisse zeigen“

Der ehemalige UNO-Prüfer Stig Langvad hatte bereits 2013 kontrolliert, ob die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Österreich eingehalten werden. Sein Fazit damals: „Die Regierung hat immer noch eine sehr veraltete Sichtweise von Menschen mit Behinderungen, die den Eindruck erweckt, dass sie nicht gleichwertig sind.“

Als Beispiel führte er die Fernsehsendung „Licht ins Dunkel“ an. Bis heute habe sich die Sichtweise der Sendung auf Menschen mit Behinderung nicht wesentlich verändert.

Als Hauptproblem von „Licht ins Dunkel“ erachtet Inklusionsforscherin Ursula Naue, dass Behinderungen als etwas Schlechtes dargestellt werden. „Wenn wir über Behinderung in Österreich reden, müssten wir eigentlich nicht Menschen, sondern Barrieren und Hindernisse zeigen“, sagte sie.

Strobl will „Marke“ nicht ändern

Pius Strobl, Chef des Humanitarian Broadcasting im ORF, will die „Licht ins Dunkel“-Sendungen nicht neu konzipieren. Die „Marke“ sei sehr bekannt und komme gut an. Zudem habe man sie mit dem Zusatz, „den Menschen sehen“ neu aufgeladen, meint er.

Mario Thaler, Geschäftsführer von „Licht ins Dunkel“ sieht die Situation etwas anders. „Auch ‚Licht ins Dunkel‘ sollte Möglichkeiten bieten, immer wieder kritisch zu hinterfragen, was die Politik für Menschen mit Behinderungen macht, und was noch zu tun ist“, sagte er gegenüber andererseits. Man sei gut beraten, über die eigenen Grenzen zu schauen und sich an Best-Practice-Beispielen zu orientieren.

Das Rechercheteam bestand aus Menschen mit und ohne Behinderung. Ziel war es laut Andererseits.org, mit „Das Spenden-Problem“ eine möglichst verständliche und barrierefreie Dokumentation zu schaffen, die viele Menschen mit Behinderung zu Wort kommen lässt. Dieser Film zeige, warum die Perspektive von Menschen mit Behinderung im Journalismus so wichtig sei, so Clara Porak, Geschäftsführerin von Andererseits.org.